Armut und Agenda 2010 in Göttingen : ein kritischer Armuts- und Reichtumsbericht

Die Studie beschreibt Umfang, Struktur und Entwicklung der Armut in der Stadt Göttingen. Diese Situationsbeschreibung beruht auf Indikatoren zur Einkommenssituation (Haushaltseinkommen, Niedrigeinkommen, Arbeitslosigkeit, Überschuldung, Sozialleistungsbezug) und zu wichtigen Versorgungslagen (Wohnen, Wohnungslosigkeit, Gesundheit, Bildung und soziale Infrastruktur der Kinderbetreuung). Sie basiert auf statistischen, zumeist amtlichen Daten aus dem Jahr 2008 und zeigt die Entwicklungen seit Mitte der 1990er Jahre auf. Das Ziel der Studie besteht jedoch nicht darin, nur eine Situationsbeschreibung zu liefern und die Armut zu messen, um daraus sozialplanerische Vorschläge für eine bessere Armutsverwaltung zu entwickeln. Eine Bekämpfung der Armut erfordert vielmehr eine Klärung der Ursachen von Armut. Es wird argumentiert, dass in der kapitalistischen Wirtschaftsordnung Armut nicht das Ergebnis ungerechter Verteilung ist, sondern das Mittel, den Reichtum zu vermehren. Um dieses gesellschaftliche Verhältnis kein Reichtum ohne Armut - unter den gegenwärtigen Konkurrenzbedingungen erfolgreich zu sichern, wurde mit der Agenda 2010-Politik ein weitreichender Umbau des Sozialstaates vorgenommen. Der Situationsbericht über Göttingen versucht aufzuzeigen, welche ökonomischen und sozialen Verhältnisse die Sozialstaatspolitik mit der Agenda 2010 hervorgebracht hat und wie die Politik - auf nationaler Ebene und auf der Ebene der Stadt und Optionskommune - mit dieser sozialen Realität umgeht.