Deutschlands Nationale Naturlandschaften (NNL) sind das Bündnis der Großschutz-gebiete in Deutschland, bestehend aus 16 Nationalparks, 18 Biosphärenreservaten, 104 Naturparks und drei Wildnisgebieten. Sie bewahren wertvolle Ökosysteme und sind daher bedeutende Flächeninstrumente des Biodiversitätsschutzes. Viele dieser Gebiete beheimaten ikonische Natur- und Kulturlandschaften, was sie zu Destinatio-nen für Naherholungssuchende, Tages- und Übernachtungsgäste werden lässt. Das Zusammenspiel von Naturschutz und Landschaftspflege mit einem naturnahen Tou-rismus eröffnet regionale Entwicklungsmöglichkeiten, weil ökologische und nachhal-tige Wirtschaftskreisläufe angestoßen oder gestärkt werden können. Die (regional-)ökonomische Perspektive auf Schutzgebiete ist sowohl in der Wissen-schaft als auch in der Praxis ein sehr bedeutendes Themenfeld, was zahlreiche For-schungs- und Monitoringprojekte zeigen. Diese versuchen, mehr oder weniger regel-mäßig und systematisch die (regional-)ökonomischen Effekte des Naturtourismus im Umland von Nationalparks und anderen Schutzgebieten zu beziffern (vgl. beispiels-weise Balmford et al. 2015; Cullinane Thomas et al. 2022; Huhtala et al. 2010; Saayman/Saayman 2010; Souza et al. 2019; Zbaraszewski et al. 2022). Monitoring bedeutet, systematisch und langfristig zu beobachten, wie sich die Auswirkungen von NNL auf die Region im Zeitverlauf entwickeln. Deshalb ist es wichtig, die mit der jewei-ligen NNL in Verbindung stehende Entwicklung herauszufinden (vgl. Buer et al. 2013; Gehrlein et al. 2014; Kowatsch et al. 2011). Gelingt es deshalb, ein langfristiges Moni-toring der (regional-)ökonomischen Effekte von Schutzgebieten zu etablieren, können die ermittelten Zahlen – sofern sie im Zeitverlauf methodisch fundiert und miteinander vergleichbar sind – wichtige Entscheidungs- und Bewertungsgrundlagen für das Ma-nagement von Besucher*innen vor Ort liefern, wie beispielsweise zur Besuchslenkung und notwendigen Infrastruktur oder zu den Vorleistungsverflechtungen mit touristi-schen Leistungsanbietern in der Region, wie das Gastgewerbe, der Einzelhandel und Dienstleister. Neben den Monitoring-Aspekten ist die Dokumentation der Entwicklung der naturtou-ristischen Wertschöpfung von Schutzgebieten auch aus weiteren Gründen relevant: Internationale Vereinbarungen zum Schutz der Biodiversität setzen Schutzgebiete auf die politische und gesellschaftliche Agenda, was dazu führt, dass verschiedene Inte-ressen zur Flächennutzung aufgeführt und debattiert werden müssen. Im Kunming-Montréal Global Diversity Framework der CBD ist Ende 2022 der künftige Fahrplan für Schutzgebiete verabschiedet worden. Demnach ist eine Erhöhung des Anteils von Schutzgebieten an der gesamten Erdoberfläche auf 30 % bis zum Jahr 2030 festge-legt, während lokale und indigene Bevölkerungsgruppen respektiert werden sollen (vgl. COP to the CBD 2022, Target 3). Derzeit liegt die globale Abdeckung bei 16,64 % terrestrischen und 7,74 % marinen Schutzgebieten (vgl. UNEP-WCMC/IUCN 2023). Evidenzbasierte Zahlen zur naturtouristischen Wertschöpfung in Schutzgebieten ver-sachlichen die Debatte und schaffen Vergleichbarkeit. Außerdem ist der Naturtouris-mus häufig die einzige Einnahmequelle für ländlich-periphere Regionen. Schutzge-biete schützen und erhalten die natur- und kulturlandschaftlichen Alleinstellungsmerk-male der Regionen und somit den Besuchsanreiz. Zahlen zum ökonomischen Nutzen von Schutzgebieten stärken ihre Sichtbarkeit im öffentlichen Diskurs, indem sowohl politische Entscheidungsträger als auch die lokale Bevölkerung für den Sinn und Zweck von Schutzgebieten sensibilisiert werden, was zu einem positiven Verhältnis zwischen Menschen und Schutzgebieten beitragen kann und die generelle Akzeptanz stärkt (vgl. Job et al. 2019).