Wer treibt Sport im geteilten und vereinten Deutschland? : eine quantitative Analyse sozio-ökonomischer Determinanten des Breitensports
Marcel Erlinghagen
Als gesellschaftliches Subsystem ist der Breitensport Teil einer sozialen Dynamik, die in Deutschland nicht nur von einer allgemeinen Individualisierung beeinflusst zu sein scheint, sondern insbesondere durch den Prozess der deutschen Wiedervereinigung bestimmt wird. Der vorliegende Beitrag analysiert die quantitative Entwicklung des aktiven Sports in Deutschland zwischen 1986 und 1999 im wesentlichen auf Basis von Querschnittsauswertungen der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Scheinen die deskriptiven Ergebnisse noch Hinweise auf zunehmende Individualisierungseinflüsse und auf eine wachsende Angleichung zwischen den alten und den neuen Bundesländern zu liefern, können die anschließend vorgenommenen multivariaten Regressionsschätzungen diesen Befund nicht bestätigen. So wird auf der einen Seite in Westdeutschland die Wahrscheinlichkeit, dass Individuen Sport treiben, nach wie vor eindeutig durch die Höhe des verfügbaren Einkommens, das Alter, das Geschlecht, die Nationalität und den Bildungsstatus bestimmt. Auf der anderen Seite deuten die Ergebnisse darauf hin, dass auch ein Jahrzehnt nach der Vereinigung nach wie vor originär ostdeutsche Determinanten die Teilnahme am aktiven Sport in den neuen Ländern bestimmen, die nur unzureichend durch das hier geschätzte und für Westdeutschland erklärungsstarke Modell erfasst werden.