Ökologisch denken und handeln heißt inhaltlich, den notwendigen und möglichen Frieden des Menschen mit der Natur zu wahren. Politisch und wissenschaftlich denken und handeln stiftet dagegen vielfach Unfrieden mit der Natur. Noch nie war die Fähigkeit des Menschen zur Beeinflussung und Zerstörung seiner natürlichen Umwelt so groß wie heute. Forschung und Technologie werden zur Erreichung ökonomischer und politischer Ziele eingesetzt, deren ökologische Auswirkungen ausgeblendet oder unterbelichtet bleiben. Eine Konsequenz besteht in der "Linearisierung" ökologischer Kreisläufe: die natürliche Vielfalt wird reduziert, die Robustheit der Ökosysteme verringert sich, Symbiosen brechen zusammen, Gleichgewichte gehen verloren. Demgegenüber ist das Verständnis für komplexe Systemzusammenhänge, die Einbindung ökologischen Wissens in ökonomische, technische und politische Entscheidungsprozesse nur schwach oder noch gar nicht entwickelt. Ökosysteme zu zerstören ist leicht, die Fähigkeit, sie zu erhalten oder zu reparieren dagegen nur unzureichend vorhanden. Die akkumulierten Umweltschäden und die weiter fortdauernde Belastung der natürlichen Umwelt durch den Menschen, durch Politik und Wissenschaft, erfordern eine "ökologische Umkehr" - die Ökologisierung der Politik und der Wissenschaft. Es gilt, verstärkt Erhaltungwissen zu schaffen und dessen praktische Entfaltung zu fördern - Anleihen bei der Ökologie liegen nahe. Ein Maßstab für die wünschbare Entwicklung von Politik und Wissenschaft müßte ihre "ökologische Verträglichkeit" sein.