Zu den Beschäftigungserwartungen, den Arbeitsplatzreserven und zum Potential an zusätzlichen Teilzeitarbeitsplätzen in der Verarbeitenden Industrie und im Bauhauptgewerbe. Ergebnisse einer repräsentativen Unternehmensbefragung
"Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse einer repräsentativen Befragung vorgelegt, die gemeinsam von Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und von Ifo-Institut, München im November 1977 bei Unternehmen der Verarbeitenden Industrie und des Bauhauptgewerbes durchgeführt wurde. Eine ähnliche Befragung war bereits Ende 1976 bei demselben Berichtskreis durchgeführt worden. Im Rahmen der erneuten Erhebung wurden auch Unternehmen des Groß- und Einzelhandels mit - vergleichbaren und zusätzlichen - Fragen konfrontiert. Darüber wird an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt berichtet werden. Die wichtigsten Ergebnisse der Befragung sind: Ende 1977 rechneten die Unternehmen der Verarbeitenden Industrie für 1978 im Durchschnitt mit einem realen Produktionswachstum um knapp + 2%. Auf mittlere Sicht - in den nächsten 3 bis 5 Jahren - erwarten 36 % der befragten Unternehmen eine Produktionssteigerung, 22 % erwarten keine Änderung und 4 % befürchten einen Rückgang. 38 % halten die Entwicklung derzeit für nicht vorausschätzbar. Vergleichsweise pessimistischer und auch unsicherer als in der Verarbeitenden Industrie sind die Unternehmen im Bauhauptgewerbe. Die Industriebeschäftigung wird sich nach dem Urteil der Unternehmen 1978 kaum verändern. Das Spektrum der Beschäftigungserwartungen ist dabei aber breit aufgefächert. Die relativen Beschäftigungschancen vor allem für Frauen, Teilzeitbeschäftigte, Verwaltungskräfte und ältere Arbeitnehmer gelten nun als mittelfristig nicht mehr so ungünstig wie in den letzten Jahren. Die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen nimmt zu. Die Nachfrage nach qualifizierten Kräften wird weiterhin überproportional ansteigen. Das ungenutzte Arbeitplatzpotential in der Verarbeitenden Industrie ist noch auf rd. 500 000 Plätze zu veranschlagen (Bauhauptgewerbe: 175 000). Es handelt sich dabei weitgehend um Arbeitsplätze an - infolge vorübergehend eingeschränkter Schichtarbeit - teilgenutzten Anlagen. Die anhaltende Unterauslastung hat nach den Angaben der Unternehmen zur Verlängerung der durchschnittlichen Lebensdauer der technischen Kapazitäten geführt. Nach Einschätzung der befragten Industrieunternehmen existiert ein beträchtliches Potential von 380 000 zusätzlichen Teilzeitarbeitsplätzen, die allein durch Teilung von Vollzeitarbeitsplätzen angeboten werden können. Teilzeitarbeit wird im Vergleich zur Vollzeitarbeit vor allem hinsichtlich Personalzusatzkosten, Arbeitsplatzausstattung und Verwaltungsaufwand überwiegend negativ eingeschätzt. Weit überwiegend positiv fällt das Urteil der befragten Unternehmen allerdings hinsichtlich ertragsrelevanter Aspekte wie Leistung je Arbeitsstunde, regionales Arbeitsangebot sowie Krankheitsfälle und sonstige Fehlzeiten aus."