Bestandsorientierte Wechselkurstheorien und Wirtschaftspolitik
Bestandsorientierte Wechselkurstheorien und Wirtschaftspolitik Gegenstand des Beitrags ist eine Skizzierung vermögensbestandsorientierter Wechselkurstheorien, die auf Finanzaktiva beschränkt sind, ihrer geldpolitischen Implikationen sowie eine Erweiterung dieser Theorien durch Berücksichtigung von Produktivvermögen. In den Abschnitten I. und II. werden die rein monetäre Wechselkurstheorie sowie der Portfolioansatz der Wechselkursbestimmung dargestellt und kritisch beleuchtet. Die Hauptkritik richtet sich gegen die auf neoklassische Vorstellungen beruhenden Annahmen, die Reduzierung auf die kurze Frist, den weitgehenden Verzicht auf nachgelagerte Anpassungsprozesse, insbesondere aber gegen die Nichtberücksichtigung von Produktivvermögen in einer auf einen internationalen Rahmen ausgeweiteten Theorie der Vermögensentscheidung. In Abschnitt III. wird eine Erweiterung des Finanzmarktansatzes durch Einbeziehung von Anteilsrechten am Produktivvermögen vorgenommen. In einem derartigen Modell können expansive geldpolitische Impulse, Leistungsbilanzdefizite oder zunehmende Staatsverschuldung auf etwas längere Sicht Wechselkursänderungen auslösen, die im Gegensatz stehen zu Konsequenzen des Finanzmarktansatzes. Wechselkurswirkungen werden davon bestimmt, ob sich Anpassungsprozesse auf Finanzaktiva beschränken oder ob sie den realwirtschaftlichen Bereich und hierbei die Nachfrage nach Produktivvermögen einbeziehen. Entscheidend für den Wechselkurstrend ist die Einschätzung der erwarteten Leistungskraft einer Volkswirtschaft im internationalen Vergleich, z.B. ausgelöst von Leistungsbilanzsalden, Finanzierungssalden _ öffentlicher Haushalte oder von geldpolitischen Impulsen. Als Schätzwert hierfür wird der relative Marktwert des Sachkapitals herangezogen. Er reflektiert Vorgänge im realwirtschaftlichen Bereich, nämlich die tatsächliche Ertragskraft des Sachkapitals, aber auch Erwartungen, ausgelöst von wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Das internationale Gefälle des relativen Marktwerts des Sachkapitals als Ausdruck der Einschätzung der erwarteten relativen Leistungskraft von Volkswirtschaften und als Eckpunkt für eine auf einen internationalen Rahmen ausgeweitete Theorie der Vermögensentscheidung unter Einschluß des Produktivvermögens wird auch deshalb favorisiert, weil empirische Untersuchungen zeigen, daß Schätzungen für die trendmäßige Dollarkursentwicklung auf dieser Grundlage einen im Vergleich zum Finanzmarktansatz weitaus besseren Erklärungsgehalt aufweisen.
Year of publication: |
1987
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Authors: | Filc, Wolfgang |
Published in: |
Kredit und Kapital. - ISSN 0023-4591. - Vol. 20.1987, 1, p. 48-72
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Publisher: |
Berlin : Duncker & Humblot |
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