Betriebliche Gesundheitspolitik in der Krise : regressive Tendenzen und neue Aufgaben für die Experten
Rolf Rosenbrock
Vorwiegend in den 60er und 70er Jahren sind in verschiedenen westeuropäischen und nordamerikanischen Ländern neue Ansätze für die betriebspolitische Bearbeitung arbeitsbedingter Gesundheitsprobleme entstanden. Diese An^ sätze, z.B. die Arbeitermedizin in Italien, legen besonderes Gewicht auf die Aktivierung und Mobilisierung der Beschäftigten und beinhalten Formen der direkten Partizipation der Arbeitnehmer bei der Gestaltung ihrer Arbeitsbedingungen. Unter dem Druck der international zu beobachtenden Tendenzwende in der Sozial- und Gesundheitspolitik werden arbeitsbedingte Gesundheitsprobleme zunehmend weniger öffentlich thematisiert und gesundheitspolitisch bearbeitet. Unter Druck geraten dadurch nicht nur Modelle der direkten Beteiligung, sondern die betriebliche Gesundheitspolitik insgesamt. Gleichwohl deuten sowohl Diskussionsansätze aus dem Bereich der etablierten Arbeitsmedizin als auch eine zumindest partielle Krisenresistenz von betrieblichen Modellen auf Entwicklungschancen präventiver Gesundheitspolitik in der Arbeitswelt hin. Bei der Entwicklung solcher Modelle häufig auftretende Engpässe, Fehl Steuerungen und Blockierungen auf betrieblicher Ebene werden, abschließend benannt. Das Papier ist die überarbeitete Fassung eines Referates, das der Verfasser auf dem vom Institut für Psychologie des CNR veranstalteten Konferenz "Direct Workers Participation in Matters of Workers Safety and Health" im November 1982 in Castel Gandolfo (Italien) vorgetragen hat.