Der Euroraum im Umbruch : erste gemeinsame Diagnose des Makro-Konsortiums
IMK (Düsseldorf), OFCE (Paris) und WIFO (Wien)
Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist mit hoher Dynamik in das Jahr 2011 gestartet. Vieles spricht derzeit dafür, dass das Jahr 2011 mit einer Zunahme des BIP von 2,7 % ein Jahr des Aufschwungs sein wird. Dabei wird sowohl die Binnen- als auch die Auslandsnachfrage die Konjunktur treiben. Im Verlauf des Prognosezeitraums dürfte die konjunkturelle Dynamik allerdings an Kraft verlieren. Zwei Gründe sind hierfür wesentlich: Der erste Grund ist, dass die Wirkung der Konjunkturpakete ausläuft und die Bundesregierung auf einen restriktiven finanzpolitischen Kurs einschwenkt. Der zweite und bedeutsamere Grund ist die Krise des Euroraums. So befinden sich die Krisenländer nicht zuletzt aufgrund der ihnen auferlegten Konsolidierungsprogramme in tiefen Wirtschaftskrisen. Auch die übrigen Mitgliedstaaten gehen auf Konsolidierungskurs. Dies wird sich für den Euroraum, dem wichtigsten Absatzmarkt für deutsche Exportprodukte, dämpfend auswirken. Für das Jahr 2012 rechnen die Institute deshalb mit einem schwächeren Exportwachstum und einer nachlassenden Investitionstätigkeit im Inland. Alles in allem wird sich das BIP-Wachstum im kommenden Jahr auf 1,7 % belaufen. Die Arbeitslosenquote wird 2011 auf 7,1% und auf 6,6% 2012 sinken. Die Verbraucherpreise werden in diesem Jahr um 2% und im nächsten Jahr um 1,5% steigen.Die EZB sollte ihren Leitzins im Einklang mit ihrer mittelfristigen Strategie unverändert lassen, da keine Zweitrundeneffekte der jüngsten Preisschocks zu erwarten sind. Die gegenwärtige Strategie des Europäischen Rats ist nicht geeignet, eine Lösung der aktuellen Euroraum-Krise herbeizuführen. Erforderlich ist ein umfassender Ansatz, der in der kurzen Frist die Garantie ausstehender Staatsschuldtitel und eine hohe binnenwirtschaftliche Dynamik der Länder mit Leistungsbilanzüberschüssen beinhaltet und in der mittleren Frist die Gründung eines Europäischen Währungsfonds, die Einführung von Eurobonds und ein Refokussieren des Stabilitäts- und Wachstumspaktes auf Leistungsbilanzsalden.Die Bundesregierung sollte ihre durch die bessere Konjunkturlage im Rahmen der Schuldenbremse entstandenen technischen Spielräume als Sicherheitsabstand zur Vorsorge gegen konjunkturelle Schwächephasen nutzen. Steuersenkungen verbieten sich dagegen auf absehbare Zeit. Sie würden die strukturelle Unterfinanzierung der öffentlichen Haushalte verstärken und zudem in der nächsten Schwächphase sofort in destabilisierende Konsolidierungsmaßnahmen münden.
Year of publication: |
2011
|
---|---|
Institutions: | Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (contributor) ; Observatoire Français des Conjonctures Economiques (contributor) ; Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (contributor) |
Publisher: |
Düsseldorf : Hans-Böckler-Stiftung |
Subject: | Konjunktur | Business cycle | Frühindikator | Leading indicator | Wirtschaftspolitik | Economic policy | Eurozone | Euro area | Deutschland | Germany | Internationale Konjunktur | International business cycle | Welt | World | 2009-2015 |
Saved in:
freely available
Extent: | Online-Ressource (40 S.) graph. Darst. |
---|---|
Series: | Report / IMK, Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung. - Düsseldorf : Hans-Böckler-Stiftung, ISSN 1861-3683, ZDB-ID 2444914-3. - Vol. 61 |
Type of publication: | Book / Working Paper |
Type of publication (narrower categories): | Graue Literatur ; Non-commercial literature |
Language: | German |
Notes: | Systemvoraussetzungen: Acrobat Reader Zsfassung in engl. Sprache |
Other identifiers: | hdl:10419/106076 [Handle] |
Source: | ECONIS - Online Catalogue of the ZBW |
Persistent link: https://www.econbiz.de/10009565963
Saved in favorites
Similar items by subject
-
The euro area at the crossroads : first joint analysis of the Macro Group
(2011)
-
(2007)
-
Weltkonjunktur und deutsche Konjunktur : im ... ; 2010,Herbst
(2010)
- More ...
Similar items by person