Der Traum von "gleichwertigen Lebensverhältnissen"
Jan Kluge
Das grundgesetzliche Gebot der "gleichwertigen Lebensverhältnisse" ist ein häufig diskutiertes Element in der deutschen Politiklandschaft. Aus seiner Grundlage werden oft heftige Umverteilungsdebatten geführt. Ein wesentliches Problem bei der Formulierung ist jedoch, dass die Begriffe "Lebensverhältnisse" und "gleichwertig" nicht einheitlich definiert sind und somit beliebig interpretiert werden können. Für Förderentscheidungen des Staates wird häufig das Bruttosozialprodukt pro Kopf verwendet, um Lebensverhältnisse zu approximieren. Dieser Artikel schlägt ein Maß vor, das Lebensqualität abbilden und die Analyse regionaler Unterschiede in Deutschland erlauben soll. Bei der Auswahl der relevanten Lebensbereiche orientiert es sich am Better-Life-Index der OECD (2012). Neben der eingehenden Betrachtung der regionalen Unterschiede wird mithilfe räumlich-ökonometrischer Methoden auch ermittelt, inwieweit das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf tatsächlich geeignet ist, Lebensverhältnisse zu beschreiben.