Deutsche Gläubigerpolitik gegenüber ärmsten Ländern

Die Bundesrepublik Deutschland ist für viele Entwicklungsländer ein wichtiges Gläubigerland. In der Gruppe der "Highly Indebted Poor Countries" (HIPCs), einer von Weltbank und IWF klassifizierten Gruppe von 40 hoch verschuldeten und besonders armen Ländern, gehört die deutsche Bundesregierung zu den wichtigsten bilateralen Gläubigern. Außerdem ist die Bundesregierung einflußreicher Akteur in multilateralen Institutionen, die sich mit der anhaltenden Schuldenkrise dieser ärmsten Länder befassen, vor allem im Pariser Club, in der Weltbank und im IWF. Obwohl die Schuldenkrise des Südens seit langem die Forschung beschäftigt, haben Entstehung und Gestaltung der Politik der Gläubigerländer bislang wenig Beachtung gefunden. Wie entsteht deutsche Gläubigerpolitik? Wie und von wem wird sie gestaltet? Eine schnelle Antwort ist kaum möglich. Vier Ministerien nehmen Einfluß, dazu eine Reihe von Organisationen im Umfeld der Bundesregierung. Auch nichtstaatliche Akteure mischen sich ein. Nicht zuletzt wirken auch internationale Institutionen wie G-7, Pariser Club oder IWF und Weltbank bei den Entscheidungsprozessen im Politikfeld mit. Angesichts dieser Vielzahl von Akteuren, von Zuständigkeiten und Interessen, von Verflechtungen und Wechselwirkungen wird gefragt, wie der Entstehungs- und Gestaltungsprozeß deutscher Gläubigerpolitik gegenüber ärmsten Ländern zu beschreiben und zu erklären ist. Die Arbeit will eine empirische Lücke in der Forschung zur Südpolitik Deutschlands schließen. Ihre Ergebnisse sollen jedoch über den Untersuchungsgegenstand hinaus Beiträge zur Diskussion deutscher Politik gegenüber dem Süden liefern.