Die Stellungen von Flughäfen im Luftverkehrssektor : eine Analyse anhand industrieökonomischer Theorien

Die vorliegende Arbeit analysiert die Stellungen von Flughäfen im Luftverkehrssystem anhand komplementärer industrieökonomischer Theorien. Motivation waren neue Herausforderungen bei der Gestaltung des staatlichen Ordnungsrahmens, die mit der Liberalisierung und Privatisierung der Luftverkehrsmärkte einhergehen. Die Analyse trägt dem Umstand Rechnung, dass ein leistungsfähiges Luftverkehrssystem Voraussetzung für Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Wohlstand moderner Volkswirtschaften ist. Methodisch wurden neue industrieökonomische Theorieentwicklungen auf den Luftverkehrssektor übertragen und daraus konkrete wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen abgeleitet. Dabei ergaben sich folgende Kernaussagen: Eine vertikal disaggregierte Untersuchung des Sektors identifizierte flugseitige Flughafeninfrastruktureinrichtungen als die verbleibenden monopolistischen Engpasseinrichtungen in liberalisierten Luftverkehrsmärkten. Die Anwendung der Theorie mehrseitiger Marktplätze ermöglichte Erkenntnisse bezüglich Preissetzung, Plattformgröße und möglicher Regulierungserfordernisse. Es konnte als eine Kernaussage herausgearbeitet werden, dass der Anreiz zur Monopolpreissetzung für Flughäfen aufgrund von Netzwerkeffekten stark reduziert und der Nutzen preisregulatorischer Eingriffe in Frage zu stellen ist. Aufgrund des Bottleneck-Charakters der Infrastrukturebene wurden mögliche wettbewerbliche Probleme einer Beteiligung privater Fluggesellschaften an Flughäfen analysiert. Es wurde gezeigt, dass einer Fluglinie aus einer vertikalen Integration in flugseitige Flughafeneinrichtungen die Möglichkeit erwachsen kann, den Zugang für andere Fluglinien zu diskriminieren. Hinsichtlich eines diskriminierungsfreien Infrastrukturzuganges wurde zudem herausgearbeitet, dass die aktuelle Verordnung zur Vergabe von Flughafenslots in der EU zu gesamtwirtschaftlich ineffizienten Ergebnissen und Markteintrittsbarrieren führt. Es wird daher ein Übergang zu einer Allokation über Marktmechanismen empfohlen, wobei sich insbesondere moderne Auktionsformate anbieten. Eine Umsetzung der in dieser Arbeit abgeleiteten wettbewerbs- und regulierungspolitischen Empfehlungen könnte zu einem Abbau bestehender und einer Verhinderung zukünftiger Markteintrittsbarrieren und damit zu mehr Wettbewerb und gesamtwirtschaftlicher Effizienz im gesamten Luftverkehrssystem beitragen.