Effizienzorientierte Steuerreformen: Läßt sich die Verteilungsfrage vernachlässigen?
Ausgangspunkt unseres Beitrags ist die Festellung, daß die Steuerreformdiskussion, also die Frage nach den "Steuersystemen der Zukunft", in der neueren finanzwissenschaftlichen Literatur recht eindeutig von Effizienzüberlegungen dominiert wird. Gerechtigkeitsaspekte und Verteilungswirkungen spielen demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle. Dies ist jedenfalls der Eindruck, wenn man die letzten Jahrgänge des Journal of Public Economics, des Finanzarchivs oder des seit 1994 erscheinenden International Tax and Public Finance durchblättert. Aber auch die praktische Steuerpolitik scheint in erster Linie effizienzorientiert zu sein. Die in der gegenwärtigen Diskussion über die Reform der Einkommensbesteuerung vorgeschlagene drastische Senkung der Grenzsteuersätze läßt sich sinnvoll doch nur unter Bezug auf das Effizienzziel begründen. Gleiches gilt für die Abschaffung der betrieblichen Vermögensteuer und der Gewerbekapitalsteuer. Auch eine ökologische Steuerreform kann eigentlich nur mit Effizienzgesichtspunkten begründet werden. Die Diskussion um eine mögliche "doppelte Dividende" von Ökosteuern ist jedenfalls eindeutig effizienzorientiert. Schließlich ist die in Kroatien eingeführte zinsbereinigte Gewinn- und Einkommensteuer, der ja eine Vorbildfunktion auch für Deutschland zugeschrieben wird, in erster Linie wegen ihrer Neutralitäts- und das heißt ja: Effizienzeigenschaften attraktiv.
Year of publication: |
1997
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Authors: | Fehr, Hans ; Wiegard, Wolfgang |
Institutions: | Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Eberhard-Karls-Universität Tübingen |
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