Fachkräftebedarf in Deutschland: Zur kurz- und langfristigen Entwicklung von Fachkräfteangebot und -nachfrage, Arbeitslosigkeit und Zuwanderung
Das IAB geht davon aus, dass sich die Arbeits-, Kapital- und Gütermärkte zumindest längerfristig an den Rückgang des Arbeitsangebotes anpassen werden. Die Prognose einer Fachkräftelücke, in welcher Größenordnung auch immer, ist deshalb nicht sinnvoll. Allerdings kann es zu Mismatch auf dem Arbeitsmarkt in qualifikatorischer, beruflicher und regionaler Hinsicht kommen, so dass in vielen Arbeitsmarktsegmenten offene Stellen nicht besetzt werden können. Nach den Hartz-Reformen stieg die Arbeitsmarktanspannung im Aufschwung der Jahre 2006/07 und 2010/11 deutlich an. Zum Jahresende 2012 ist die Arbeitsnachfrage im Zuge der Konjunkturschwäche etwas zurückgegangen. Dennoch sind in einzelnen Regionen und Berufsfeldern weiterhin Engpässe sichtbar. Zum Ende des Jahres 2012 hat sich die konjunkturelle Lage in Deutschland im Sog der Eurokrise eingetrübt. Für das Jahr 2013 ist jedoch mit einer Erholung zu rechnen. Der Arbeitsmarkt wird dann wieder zulegen, allerdings nicht an den alten Trend anknüpfen können. Dabei dürfte sich die Beschäftigung etwas besser entwickeln als die Arbeitslosigkeit. Die Eurokrise hat zu einer Umlenkung der Migrationsströme vor allem aus den mittel- und osteuropäischen Staaten nach Deutschland geführt. Im Jahr 2011 belief sich die Nettozuwanderung von ausländischen Staatsbürgern auf 279.000 Personen, für 2012 ist mit einer Nettozuwanderung von 340.000 bis 380.000 Personen zu rechnen. Dieses hohe Niveau ist wohl auf die positive Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland und der vergleichsweise schlechten Lage in den europäischen Krisenstaaten zurückzuführen. Mittel- und langfristig wird die Zuwanderung aus anderen EU-Staaten sinken. Die großen Wanderungspotenziale der Zukunft liegen in den Drittstaaten. Das Erwerbspersonenpotenzial wird in Deutschland bis zum Jahr 2035 bei einer steigenden Erwerbsbeteiligung und einer Nettozuwanderung von 100.000 Personen um 7,3 Millionen und bei einer Nettozuwanderung von 200.000 Personen um 5,4 Millionen Personen zurückgehen. Dieser Rückgang ist nicht mit einer Fachkräftelücke zu verwechseln. Um das Erwerbspersonenpotenzial in Deutschland nachhaltig zu entwickeln, ist eine aktive Strategie zur Mobilisierung inländischer Potenziale insbesondere von Frauen und Älteren, aber auch die gezielte Anwerbung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland sowie deren Integration in den Arbeitsmarkt notwendig. Insbesondere die Zuwanderung aus Drittstaaten müsste höher ausfallen, wenn der Rückgang des Erwerbspersonenpotenzials deutlich begrenzt werden soll.
Year of publication: |
2013
|
---|---|
Authors: | Brücker, Herbert ; Brunow, Stephan ; Fuchs, Johann ; Kubis, Alexander ; Mendolicchio, Concetta ; Weber, Enzo |
Publisher: |
Nürnberg : Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) |
Saved in:
freely available
Series: | IAB-Stellungnahme ; 1/2013 |
---|---|
Type of publication: | Book / Working Paper |
Type of publication (narrower categories): | Research Report |
Language: | German |
Other identifiers: | 776098527 [GVK] hdl:10419/89219 [Handle] |
Source: |
Persistent link: https://www.econbiz.de/10010328311
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