Fiskalpolitik versus Geldpolitik
Die Hypothesen von Andersen und Jordan, daß die Wirkungen der Geldpolitik nicht nur stärker und schneller, sondern auch zuverlässiger auftreten als jene der Fiskalpolitik, konnten für die BRD der Jahre 1960 - 1970 nicht bestätigt werden. Im Gegensatz zu Andersen und Jordan sind in der BRD die Wirkungen der Fiskalpolitik auf die ökonomische Aktivität ungefähr gleich stark und gleichzeitig sowohl schneller (weniger verzögert) als auch zuverlässiger (besser vorhersagbar) als die Wirkungen der Geldpolitik. Die Staatsausgaben verdrängen und ersetzen auch nicht lediglich private Ausgaben, sondern führen per Saldo zu expansiven Wirkungen. Dabei geht die Untersuchung davon aus, daß die Wirkungen der Fiskalpolitik sich in weniger als zwei Jahren einstellen, während die Wirkungen der Geldpolitik nicht mehr als zweieinhalb Jahre benötigen. Aus der (größeren) außenwirtschaftlichen Abhängigkeit der BRD ergeben sich bisher vernachlässigte theoretische Ansatzpunkte zur Erklärung der von Andersen und Jordan abweichenden Resultate. Die angewandte Methode ist die Regressionsanalyse einer Erklärungsgleichung für das Sozialprodukt, in der nicht nur sofortige, sondern auch verzögerte Wirkungen sowohl der Geld- als auch der Fiskalpolitik a priori möglich sind. Die ökonometrische Schätzung der zeitlich verteilten Wirkungen bedient sich der sogenannten ALMON-Lag-Technik ohne und zu Vergleichszwecken auch mit Endpunktrestriktionen für Polynome 4. Grades. Gegenüber der Vorgehensweise von Anderson und Jordan gibt es eine Reihe von methodischen Unterschieden, die systematisch in einer Übersicht zusammengestellt sind. Hervorzuheben ist die Verwendung des Initial-Stimulus anstelle des Vollbeschäftigungsbudgetüberschusses als Indikator der fiskalpolitischen Impulse und der erweiterten Geldbasis anstelle der Geldmenge als Indikator der geldpolitischen Impulse. Um der starken außenwirtschaftlichen Abhängigkeit der BRD Rechnung zu tragen, wurden zusätzlich die Exporte als Maß für die Außenimpulse verwendet. Aus mehreren Gründen sind Wachstumsraten der Beobachtungsreihen einfachen Veränderungen (ersten Differenzen) derselben vorzuziehen. Der Unterschied in den Ergebnissen mit und ohne Verwendung von Endpunktrestriktionen für Polynome ist vernachlässigbar. Diese Resultate sind im Zusammenhang zu sehen mit Ergebnissen für die USA, von Waud, und für England von Artis und Nobay, welche die monetarıstischen Hypothesen der hier untersuchten Art gleichfalls nicht bestätigen. Wirtschaftspolitische Empfehlungen für die BRD müssen also von empirischen Befunden ausgehen, die den monetaristischen Hypothesen widersprechen.
Year of publication: |
1975
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Authors: | Läufer, Nikolaus K. A. |
Published in: |
Kredit und Kapital. - ISSN 0023-4591. - Vol. 8.1975, 3, p. 346-378
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Publisher: |
Berlin : Duncker & Humblot |
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