Fit für die EU? Indikatoren zum Stand der Wirtschaftsreformen in den Kandidatenländern
Auf der Tagung des Europäischen Rates in Kopenhagen wurde der Beschluss gefasst, die EU nach Osten hin zu öffnen und assoziierte Länder Mittel- und Osteuropas sowie Malta und Zypern in eine erweiterte Gemeinschaft aufzunehmen. Der Beitritt zur EU wurde dabei von der Erfüllung politischer, wirtschaftlicher und rechtlich-institutioneller Bedingungen abhängig gemacht. Der IfW-Beitrittsindikator vergleicht die Reformfortschritte der zwölf Kandidatenländer mit dem Stand der Reformen in vier EU-Referenzländern. Die Prüfung der Betrittsreife erfolgt anhand der folgenden wirtschaftspolitischen Teilindikatoren: Ordnungspolitik und institutionelle Rahmenbedingungen, makroökonomische Stabilität und Kapitalmarktentwicklung sowie Handelsintegration und Faktorausstattung. Ordnungspolitik und institutionelle Rahmenbedingungen: Estland, die Tschechische Republik und Zypern erzielen bessere Werte als der Durchschnitt der Referenzländer. Sie haben damit ebenso wie die Beitrittsländer Lettland, Litauen und Ungarn, die zwar schlechter als der Durchschnitt, aber immer noch besser als das schwächste Referenzland bewertet werden, die Beitrittsreife erreicht. Hingegen haben Bulgarien, Malta, Polen, Rumänien, die Slowakei und Slowenien bislang nur geringe Fortschritte auf diesem Gebiet erzielt und schneiden deshalb schlechter ab als das schwächste Referenzland. Makroökonomische Stabilität und Kapitalmarktentwicklung: Die Ergänzung der Maastricht-Kriterien um Indikatoren zur außenwirtschaftlichen Stabilität und zur Kapitalmarktentwicklung zeigt größere Konvergenzfortschritte für Beitrittsländer mit festen oder zumindest stabilen Wechselkursen. Im Einzelnen schneiden die Tschechische Republik, Estland und Malta besser ab als der Durchschnitt der Referenzländer im Jahr 2000. Nur Rumänien wird schlechter bewertet als das schwächste Referenzland. Handelsintegration und Faktorausstattung: Werden die Außenhandelsindikatoren mit Indikatoren für die Verfügbarkeit von Human- und Sachkapital kombiniert, ergibt sich, dass die Beitrittsländer im Vergleich zu den Referenzländern bei der Ausstattung mit Human- und Sachkapital schlechter bewertet werden als bei der Handelsintegration. Bei dem kombinierten Indikator übertrifft deshalb nur ein einziges Land (Slowenien) den durchschnittlichen Stand der Referenzländer. Jedoch erzielen auch Ungarn, Malta, Zypern und die Tschechische Republik in dieser Hinsicht höhere Werte als das schwächste Referenzland. IfW-Beitrittsindikator: Die Zusammenfassung der drei Teilindikatoren erlaubt eine Einteilung der Beitrittsländer in drei Gruppen. Demnach erreicht lediglich die Tschechische Republik den gleichen Rang wie der Durchschnitt der Referenzländer (Gruppe 1). Estland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, Ungarn und Zypern erzielen immer noch einen höheren Rang als das schwächste Referenzland und können somit ebenfalls als beitrittsreif bezeichnet werden (Gruppe 2). Bulgarien, Lettland und Rumänien werden schlechter als das schwächste Referenzland eingestuft (Gruppe 3) und haben daher die Wirtschaftskriterien von Kopenhagen noch nicht erfüllt. Vergleich mit den Fortschrittsberichten der Europäischen Kommission: Im Gegensatz zu den Kommissonsberichten zählt der IfW-Beitrittsindikator ausschließlich die Tschechische Republik (und nicht Malta und Zypern) zur Gruppe 1. Ein weiterer Unterschied liegt darin, dass der IfW-Beitrittsindikator neben Bulgarien und Rumänien auch Lettland die Beitrittsreife noch nicht zuerkennt (Gruppe 3).
Year of publication: |
2002
|
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Authors: | Foders, Federico ; Piazolo, Daniel ; Schweickert, Rainer |
Institutions: | Institut für Weltwirtschaft (IfW) |
Saved in:
freely available
Extent: | application/pdf |
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Series: | Kiel Discussion Papers. - ISSN 0455-0420. |
Type of publication: | Book / Working Paper |
Language: | German |
Notes: | Number 389/390 |
Source: |
Persistent link: https://www.econbiz.de/10009647056
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