Generationsübergreifender Wissenstransfer in Familienunternehmen
Die Forschungsarbeit beschäftigt sich mit generationsübergreifendem Wissenstransfer in Familienunternehmen vor dem Hintergrund der Unternehmensübergabe an die Tochter. Ausgangspunkt ist die Frage, wie Wissen von der einen Generation, den VorgängerInnen, auf die Nachfolgegeneration übertragen wird. Zu diesem Zwecke adaptierte die Autorin das japanische Modell zur Organisation von Wissen und Wissenserzeugung von Nonaka und Takeuchi (1995; 1997) und erweiterte dieses um lerntheoretische Aspekte. Somit wird die enge Verbindung von Wissenserzeugung, Lernen und Wissenstransfer aufgezeigt. Der Fokus liegt auf dem Transfer von implizitem Wissen, intuitivem Wissen, sowie Erfahrungs- und Handlungswissen. Die Sozialisation und die Externalisierung, das Explizieren impliziten Wissens, werden in erwähntem SECI-Modell als die beiden Formen der Übertragung impliziten Wissens identifiziert. Ausgehend von einer systemischen Betrachtung von Wissen, setzt sich der Wissenstransferprozess aus der Übertragung und der Aufnahme sowie der praktischen Anwendung von implizitem Wissen zusammen. Vor diesem Hintergrund spielt auch die Internalisierung, das „learning by doing“ eine entsprechende Rolle, da explizites Wissen dadurch in implizites umgewandelt und verinnerlicht wird. Als Erhebungsinstrument in der empirischen Untersuchung des Wissenstransfers diente das qualitative Interview, wobei Aspekte des problemzentrierten und des Tiefen- oder Intensivinterviews kombiniert wurden. An den Gesprächen nahmen jeweils die VorgängerIn und die Nachfolgerin der sieben Familienunternehmen teil, die beide gemeinsam befragt wurden. Die Auswertung stützt sich auf Aspekte der Grounded Theory. Analysiert wurden die Daten folgend den Prinzipien der Themen- und der Systemanalyse nach Froschauer und Lueger (2003). Die zentralen Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass über die Sozialisation innere Werte und Einstellungen vermittelt werden, die den Wissenstransfer in weiterer Folge grundlegend beeinflussen. In diesem Kontext wurde ein Zuordnungsmodell entwickelt, das die Spannungsfelder in Familienunternehmen zwischen den zwei Polen, modern und traditionell, beschreibt. Eine unbewusste berufliche Sozialisation beginnt in Familienunternehmen bereits in den Kinderschuhen der späteren Nachfolgerinnen. Durch das Aufwachsen im Betrieb, das Hineinwachsen, durch Beobachtung, Imitation, durch Dabeisein, Assistieren und die Zusammenarbeit der Generationen im Unternehmen, entwickeln die Nachfolgerinnen ein Unternehmensgespür, das mit keiner schulischen oder universitären Ausbildung, keiner auch noch so langjährigen Berufserfahrung zu vergleichen ist. Das Familienunternehmen ist eine „etwas andere Schule“, in der Wissen ganz automatisch, nebenbei, vielfach unbewusst und vollkommen praxisorientiert transferiert wird. Bewusster Wissenstransfer, die Externalisierung, geschieht vorrangig durch Reflexion und die gemeinsame Analyse verschiedenster Vorgänge und Situationen im Familienunternehmen. Gewonnene Erkenntnisse werden umgehend wieder in die Praxis umgesetzt, erprobt und geübt. Die Internalisierung, das Verinnerlichen von Wissen aufgrund von „Learning by doing“, läuft demzufolge ebenfalls ganz nebenbei, völlig selbstverständlich.
Year of publication: |
2010
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Authors: | Sumper, Elke Maria |
Subject: | Ausbildung, Beruf, Organisationen | Unternehmensführung | Familie, Verwandtschaft | Bildung und Beruf | Frau |
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