Healthismus: eine Analyse der Präventionspolitik und Gesundheitsförderung in den U.S.A.

Aus dem Vorwort des Herausgebers: Die Forschungsgruppe »Gesundheitsrisiken und Präventionspolitik« untersucht Voraussetzungen, Wirkungen und professionelle sowie politische Konfigurationen der Herausbildung von Strategien der sozialen Prävention, vor allem im Hinblick aus die überwiegend chronisch-degenerativ verlaufenden Massenerkrankungen gegenwärtiger Industriegesellschaften. Erforscht werden Möglichkeiten und Grenzen des Konzepts, auf die Entstehung und Verteilung von bevölkerungsbezogenen Gesundheitsgefahren mit Instrumenten der Politik einzuwirken. Zu identifizieren sind sowohl »präventive Potentiale« als auch Faktoren, die ihre Realisierung befördern oder behindern. Speziell von Deutschland aus gehen diesbezüglich viele begehrliche wie auch besorgte Blicke über den Atlantik in die USA: Die einen verweisen auf die statistisch eindrucksvollen Erfolge, vor allem im Rückgang des Zigarettenrauchens und des Anteils tierischer Fette in der Nahrung sowie bei der Zunahme körperlicher Bewegung. Andere sehen aus den USA Gefahren eines autoritär normierten Gesundheitsverhaltens auf Europa zukommen, das zu Uniformität, Manipulation, Kontrolle und Ausgrenzung fuhrt. Dritte verweisen auf den Abbau von Schutz und Sicherheit in der Arbeitswelt sowie die Verschärfung sozialer Gegensätze - nach allen historischen Erfahrungen ein frucht- und furchtbarer Humus auch für gesundheitliche Verschlechterungen großen Ausmaßes. Wer das vorliegende Buch gelesen hat, wird feststellen, daß alle drei Beobachtungen zutreffen; daß aber nicht seriös vorgeht, wer einen dieser Aspekte herbeiwünscht oder verdammt, ohne den inneren politischen und kulturellen Zusammenhang zwischen all diesen Entwicklungen zu berücksichtigen. Hagen Kühn kommt zu diesem Ergebnis durch eine theoriegeleitete und materialreiche Zusammenschau politisch-ökonomischer und sozialer Entwicklungen mit Erkenntnissen der Sozialepidemiologie. Dieser Arbeit liegen zahlreiche Recherchen in den USA und ein Aufenthalt als Visiting Professor an der School of Public Health der University of California, Los Angeles, zugrunde. (...)