Internationale Verschuldung – Wege aus der Krise
Internationale Verschuldung - Wege aus der Krise Die bisherigen Bemühungen zur Bewältigung der internationalen Verschuldungskrisesind durch eine Vielzahl von pragmatischen ad-hoc-Maßnahmen gekennzeichnet, durch die das Schlimmste verhindert werden konnte. Es ist jedoch fraglich, ob sich die Krise auf diese Weise auch überwinden läßt. Voraussetzung dafür wären die entlastenden Wirkungen einer Wiederbelebung der Weltwirtschaft, deren Eintreten jedoch ungewiß ist. Vor diesem Hintergrund befürchteten unzulänglichen Wirtschaftswachstums sind die gegenwärtig diskutierten alternativen Lösungsvorschläge zu sehen, die sich als drei Grundtypen kennzeichnen lassen. Bei der bankinternen Lösung werden die Banken auf bankbetriebliche Betrachtungsweisen verwiesen, die es nahelegen, bei Zahlungsschwierigkeiten mit neuen Krediten zu helfen und im Insolvenzfall alte Kredite abzuschreiben. Die Problematik dieser Lösung liegt darin, daß mehr Wertberichtigungsbedarf entstehen würde, als ohne spektakuläre Bankenzusammenbrüche verkraftet werden kann, da derzeit wohl jedes in Verzug geratene Land als zumindest teilinsolvent erklärt werden müßte. Die Konversionslösungen wollen die Banken durch die Einschaltung von Konversionsagenturen systematisch gegen Abschlag von problematischen Altschulden entlasten, um in den Bilanzen wieder Platz für "traditionelle Geschäfte" im internationalen Bereich zu schaffen. Durch das Bemühen um eine umfassende Lösung wird jedoch bereits jetzt die Gefahr beträchtlicher Forderungsverluste herausgestellt, was die Banken im Neukreditgeschäft demotivieren dürfte. Außerdem ist dieser Ansatz mit einem erheblichen Kapitalbedarf verbunden. Auch lassen sich disincentive-Effekte für die Schuldnerländer nicht ausschließen. Bei der Lösung durch Liquiditätszufuhr geht es darum, die Schuldendienstfähigkeit der Problemländer weniger durch Umschuldung und Anpassung als durch Expansion wiederherzustellen. Dieser Ansatz ist vor allem aus politischen Gründen problematisch, da die Industrieländer weder einer Geldschöpfung zugunsten der Entwicklungsländer noch einer Erhöhung der Entwicklungshilfeleistung zustimmen dürften. Als Resultat ergibt sich, daß die Fortsetzung des bisherigen pragmatischen Krisenmanagements nicht unvernünftig zu sein scheint, wenn dieses Verfahren durch zieladäquate Liquiditätszufuhr ergänzt wird. Entscheidend für den Erfolg aller Bemühungen bleibt jedoch die nachhaltige Wiederbelebung der Weltwirtschaft.
Year of publication: |
1983
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---|---|
Authors: | Nölling, Wilhelm |
Published in: |
Kredit und Kapital. - ISSN 0023-4591. - Vol. 16.1983, 4, p. 441-457
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Publisher: |
Berlin : Duncker & Humblot |
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