Internationaler Handel und Nutzung natürlicher Resssourcen mit einem Fallbeispiel zur Entwicklung der Außenhandelsstruktur Indiens
ZusammenfassungDie Diskussion über die Wechselwirkungen zwischen internationalem Handel und der Nutzung natürlicher Ressourcen hat ihren Ursprung zu Beginn der 70er Jahre, als eine forcierte Umweltpolitik seitens der OECD-Länder eine Verschlechterung der Wettbewerbsposition umweltintensiv produzierender Sektoren im internationalen Vergleich vermuten ließ. Für die ökonomische Theorie bedeutete dies die Notwendigkeit, die Annahme einer geschlossenen Volkswirtschaft innerhalb der Umweltökonomie beziehungsweise innerhalb von Untersuchungen mit umweltökonomisch orientierter Fragestellung aufzugeben und die Nutzung natürlicher Ressourcen innerhalb der Außenwirtschaftstheorie explizit zu berücksichtigen.Die vorliegende Arbeit leistet zu diesem Themenkomplex einen Beitrag und umfasst drei Schwerpunkte:Teil I befasst sich mit der Frage nach den Effekten des internationalen Handels auf die Nutzung natürlicher Ressourcen. Die Arbeit grenzt sich mit einem ganzheitlichen Ansatz von der Mehrzahl ökonomischer Untersuchungen ab, die die Auswirkungen umweltpolitischer Maßnahmen auf den internationalen Handel untersuchen, jedoch die Frage nach den Effekten des internationalen Handels auf die Ressourcennutzung meist überhaupt nicht oder aber nur am Rande abhandeln. Zum Zwecke dieser ganzheitlichen, systematischen Darstellung und - soweit möglich - einer wohlfahrtsökonomischen Bewertung werden die Auswirkungen einer Handelsliberalisierung in die Teilkomponenten Wachstums-, Struktur- und Wettbewerbseffekte zerlegt und deren mögliche Auswirkungen jeweils auf der Produktions- und Konsumebene im Hinblick auf die Nutzung nationaler und globaler natürlicher Ressourcen überprüft. Ziel ist die Identifizierung von Ineffizienzen zur Begründung wirtschaftspolitischen Handlungsbedarfs. Innerhalb der einzelnen Fragestellungen in Teil I werden weitest möglich theoretische und empirische Ergebnisse gegenübergestellt. Diese Darstellung erlaubt es schließlich, auch andere Beiträge zum Thema in eine systematische Struktur einzuordnen.Die Ergebnisse zeigen, dass bei Berücksichtigung natürlicher Ressourcen die grundsätzliche Aussage einer Wohlfahrtssteigerung durch Handelsliberalisierung nicht mehr uneingeschränkt haltbar ist, andererseits eine optimale Allokation natürlicher Ressourcen erst durch internationalen Handel möglich wird. Auf empirischer Ebene wird deutlich, dass internationale Waren- und Kapitalströme weitaus weniger sensibel auf umweltpolitische Maßnahmen reagieren als zunächst zu vermuten wäre.In Teil II werden die Implikationen für die Handelspolitik diskutiert. Dabei helfen zunächst die in Teil I gewonnenen Erkenntnisse, ein besseres Verständnis für die Argumente und Motivlagen der Befürworter und Gegner (Umweltschützer, Staat, Industrie und Konsumenten) handelsbeschränkender Maßnahmen zu gewinnen. Anschließend werden verschiedene tarifäre und nicht-tarifäre Handelshemmnisse auf ihre ökonomische Effizienz, ihre Effektivität im Hinblick auf ökologische Ziele, ihre Protektionswirkung und ihre Umsetzungsmöglichkeit in der Praxis hin überprüft und alternativen wirtschaftspolitischen Maßnahmen gegenübergestellt.Es zeigt sich, dass handelspolitische Instrumente nicht nur aufgrund ihrer verzerrenden Wirkung, geringen Reichweite und hohen Missbrauchsmöglichkeit ungeeignet zur Erreichung der o.g. Ziele sind: Bereits die Schwierigkeiten der praktischen Umsetzung zeigen sehr deutlich die Grenzen handelsbeschränkender Maßnahmen auf. Als Alternativen erscheinen eine außenhandelsorientierte Umweltpolitik und eine umweltorientierte Außenhandelspolitik, die Kooperation mit Entwicklungsländern und multinationalen Unternehmen sowie eine internationale Festlegung und Zertifizierung von Umweltstandards als erfolgsversprechender Lösungsansatz.Die Arbeit schließt mit einem Fallbeispiel zu Indien (Teil III). Primär wird untersucht, inwieweit sich die Außenhandelsstruktur Indiens nach der Handelsliberalisierung zu Beginn der 90er Jahre im darauf folgenden Jahrzehnt zu Gunsten umweltintensiver Sektoren entwickelt hat. Neben der geographischen Abgrenzung unterscheidet sich die vorliegende Arbeit in der Empirie von anderen Untersuchungen durch die Betrachtung von Industriesektoren des verarbeitenden Gewerbes auf stark disaggregiertem Niveau und durch eine Differenzierung zwischen arbeits- und kapitelintensiven Sektoren.Die indische Exportquote hat sich in den 90er Jahren verdoppelt und ist erwartungsgemäß in den arbeitsintensiven Sektoren höher als in den kapitalintensiven Sektoren. Sowohl bei der Betrachtung der Exportquote, der Wachstumsrate der Exportquote und beim RCA-Index konnten wesentliche Strukturveränderungen im Bereich eines Umweltschutzkostenniveaus zwischen 2,5% und 3,5% gemessen am Bruttoproduktionswert festgestellt werden. Dies mag auf die Existenz eines Schwellenwertes hindeuten, ab dem die Umweltschutzkosten die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Sektors determinieren.
Alternative title: | International Trade and the Use of Environmental-Resources - incl. a Case Study on Structural Change of Indian Foreign Trade |
---|---|
Year of publication: |
2007
|
Authors: | Kilp, Frithjof |
Publisher: |
University Heidelberg / Zentrale und Sonstige Einrichtungen. Südasien Institut (SAI) |
Subject: | Außenhandel | Welthandel | Natürliche Ressourcen | Ressourcenökonomie | Umweltverschmutzung | Indien | Foreign Trade | Environment | Natural Resources | India |
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