Diese Studie befasst sich mit männlichen Jugendlichen, die in ländlichen, prosperierenden Mittelstädten leben und am Übergang von der Hauptschule in den weiteren Ausbildungsweg stehen. Sie stellt die Frage, welche Rolle der nahräumliche Kontext für die Zukunftsorientierungen dieser Schüler spielt. Um die Bedeutung des nahräumlichen Kontexts für die Uukunftsorientierungen der Jugendlichen herauszuarbeiten, betrachtet die Studie sozialräumliche Einbindungen in ihrer infrastrukturellen, sozialen und symbolischen Dimension. Beim Blick in die infrastrukturelle Dimension wird deutlich, dass bei einem großen Teil der Befragten die positiven Bewertungen der Freizeitangebote und der Lebensqualität dazu beitragen, dass die Zukunftsplanungen auf den Wohnort und seine regionale Umgebung ausgerichtet werden. Nur für wenige Befragte stehen hingegen Defizite und Einschränkungen im Vordergrund, die dazu führen, dass manche von ihnen mittelfristig lieber an einem anderen Ort leben möchten. Bezüglich der für Ausbildung und Beruf entscheidenden Infrastrukturen bilden fast ausschließlich Unternehmen aus dem näheren regionalen Umfeld die wichtigen und aus Sicht der Jugendlichen vielversprechenden Anlaufpunkte für bereits laufende und zukünftig geplante Bewerbungen. Neben den Freizeitangeboten und Ausbildungsmöglichkeiten sind es vor allem die bestehenden sozialen Kontakte und Freundschaften, aufgrund derer die Planungen der meisten Jugendlichen auf das Vorortbleiben gerichtet sind. Neben diesen bedeutenden emotionalen Bezugspunkten bietet der lokale Kontext in seiner sozialen Dimension weitere, für die Zukunftsorientierungen der Befragten relevante Ressourcen: Insbesondere der engere Freundes-, Familien- und Verwandtschaftskreis, aber auch lockerere Verbindungen zu Lehrern, älteren Jugendlichen und Erwachsenen bieten Hilfestellung in wichtigen Fragen rund um die Schule, die Ausbildung und im Privaten. Geringe Bedeutung haben hingegen durch bloße räumliche Nähe bedingte, zufälligere Kontakte, etwa in der Nachbarschaft. In den Analysen zur symbolischen Dimension der lokalen Einbindungen wird deutlich, dass viele Befragte sich an ihren Wohnorten uneingeschränkt zuhause und den Menschen dort zugehörig fühlen. Darüber hinaus bietet die Auseinandersetzung mit den Menschen vor Ort den Jugendlichen Gelegenheit, sich an deren Lebensmodellen und Verhaltensweisen zu orientieren, eigene Identifikationen herauszubilden und sich dadurch in zentralen Aspekten der Zukunftsorientierung zu positionieren. Diese Positionierungen und Identifikationen entwickeln sich nicht nur über Empfindungen der Zugehörigkeit und Ähnlichkeit, sondern auch durch Mechanismen der symbolischen Abgrenzung und Vorurteilsbildung gegenüber bestimmten Gruppen. Grundsätzlich zeigen die Ergebnisse der Studie aber auch, dass einzelne Jugendliche ganz unterschiedliche Sichtweisen auf ihren alltäglichen lokalen Kontext und die dortigen Zukunftsmöglichkeiten entwickeln. Hierfür sind sowohl Unterschiede in den Herkunftsmilieus und Peer Groups, als auch verschiedene Alltagsgestaltungen und Aktionsräume ursächlich.