Konstrukte der Zentralbankgeldmenge
Konstrukte der Zentralbankgeldmenge Die Deutsche Bundesbank hat ihrer "neuen monetären Politik" eine Abgrenzung der Zentralbankgeldmenge zugrunde gelegt, die sich von allen ın der geldtheoretischen Literatur bisher verwendeten Abgrenzungen in wesentlichen Punkten unterscheidet. In der vorliegenden Studie wird der Versuch zu einer vergleichenden, kritischen Analyse des von der Bundesbank entwickelten Konstrukts unternommen. Im ersten Teil der Studie werden zunächst die gebräuchlichsten Abgrenzungen der Zentralbankgeldmenge in analytisch vergleichbarer Weise abgeleitet und ihre theoretischen Fundierungen diskutiert. Im einzelnen werden behandelt die einfache Zentralbankgeldmenge (monetary base), die erweiterte Zentralbankgeldmenge (extended monetary base), und die bereinigte Zentralbankgeldmenge (adjusted monetary base). Bei aller Unterschiedlichkeit folgen die genannten Konstrukte dem gemeinsamen Grundgedanken, eine der jeweiligen Problemstellung angemessene Zusammenfassung von Entstehungsgründen (sources) monetärer Verbindlichkeiten der monetären Autoritäten vorzunehmen. In einem zweiten Teil wird das Konstrukt der Bundesbank analysiert. Sein Gestaltungsprinzip ist eine selektive Zusammenfassung bestimmter Verwendungen (uses) von Zentralbankgeld. Das Konstrukt der Bundesbank unterscheidet sich in folgenden Punkten von anderen Abgrenzungen der Zentralbankgeldmenge: 1. Überschußreserven auf Zentralbankkonten und Mindestreserven auf Ausländereinlagen werden nicht als Zentralbankgeld behandelt sondern implizit als Entstehungskomponenten von Zentralbankgeld. 2. Die Mindestreserven auf heimische Bankeinlagen werden nicht anhand der jeweils gültigen Mindestreservesätze berechnet sondern anhand arbiträr angenommener, konstanter Reservesätze. Die Begründungen der Bundesbank für ihr besonderes Verfahren werden im einzelnen kritisch diskutiert. Schließlich wird gezeigt, daß sich das Konstrukt der Bundesbank im Vergleich zu anderen Abgrenzungen der Zentralbankgeldmenge weder dazu eignet, den jeweiligen geldpolitischen Kurs zuverlässig zu indizieren noch als Zwischenzielvariable der Geldpolitik zu dienen. Die Verwendung als Zwischenzielvariable wird dadurch erschwert, daß numerische Zielvorgaben für das Wachstum des Konstrukts der Bundesbank nicht ex ante in entsprechende numerische Zielvorgaben für den Netto-Erwerb von Aktiva durch die Bundesbank übersetzt werden können.
Year of publication: |
1975
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Authors: | Neumann, Manfred J. M. |
Published in: |
Kredit und Kapital. - ISSN 0023-4591. - Vol. 8.1975, 3, p. 317-345
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Publisher: |
Berlin : Duncker & Humblot |
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