Kontextgestützte Abfrage in Retrospektiverhebungen : ein kognitiver Pretest zu Erinnerungsprozessen bei Weiterbildungsereignissen
Andrea Dürnberger; Katrin Drasch; Britta Matthes
Weiterbildungsaktivitäten gelten als schwer erinnerbare Ereignisse. Daher wurde bislang auf die retrospektive Erhebung nicht-formaler und informeller Weiterbildungsaktivitäten weitgehend verzichtet. Im Rahmen der IAB-Studie 'Arbeiten und Lernen im Wandel (ALWA)' stehen jedoch auch kurze und unbedeutende, oft weiter zurück liegende Weiterbildungsaktivitäten im Fokus. Ziel der Studie war es zu untersuchen, ob die Erinnerung an diese Aktivitäten mittels einer kontextgestützten Erfassung verbessert werden kann. Daher sind wir in einem kognitiven Pretest der Frage nachgegangen, ob es beim Erinnern von Weiterbildungsereignissen einen Zusammenhang zwischen den von den Befragten verwendeten Erinnerungsstrategien und der Anzahl der Ereignisse sowie dem zeitlichen Abstand zu den Erinnerungskontexten - in unserem Fall den Erwerbsepisoden - gibt. Die Ergebnisse des kognitiven Pretests zeigen, dass sich Befragte gut an Weiterbildungsaktivitäten erinnern, die weniger weit in der Vergangenheit liegen. Bei länger zurückliegenden Ereignissen werden meist kontextgestützte Erinnerungsstrategien angewandt. Insgesamt zeigt sich, dass die kontextspezifische Abfrage ein geeignetes Mittel für die retrospektive Erfassung von Weiterbildungsaktivitäten ist, die nur wenige Jahre zurück liegen. Mit zunehmendem retrospektivem Zeitraum wachsen die Erinnerungsprobleme allerdings so stark, dass diese auch durch eine kontextspezifische Abfrage nicht behoben werden können. Die aufgrund des kognitiven Pretests gewonnenen Erkenntnisse wurden anschließend in der Haupterhebung der IAB-ALWA Studie und in der Nachfolgestudie, der ersten Welle der Erwachsenenetappe des Nationalen Bildungspanels (NEPS) bei der Instrumentenentwicklung eingesetzt. -- retrospective data collection ; cognitive pretests ; further education ; auto-biographic memory