Konzeptualisierung zwischenstaatlicher Interdependenzen als Netzwerke
Michael Lischka und Ivo Mossig
Zwischenstaatliche Interdependenzen werden als wichtiges Charakteristikum der wirtschaftlichen Globalisierung benannt, jedoch hat eine systematische Begriffsbestimmung bislang nur unzureichend stattgefunden. Während die Transnationalen Unternehmen als aktiv handelnde Akteure im Zentrum der Forschungen stehen, werden politische Akteure insbesondere auf der Ebene der Nationalstaaten eher passiv als rahmengebende Instanzen gesehen, welche die ökonomischen Handlungen der Wirtschaftsakteure (de-) regulieren und dadurch nur indirekt ökonomische Globalisierungsprozesse beeinflussen. Erkenntnisse darüber, welche zwischenstaatlichen Interdependenzen sich aus den sozioökonomischen Verflechtungen ergeben, die wiederum politische Handlungsspielräume beeinflussen, tragen maßgeblich dazu bei, Globalisierungsprozesse besser als bislang zu verstehen. Unter Einbezug relationaler Raumkonzepte der Wirtschaftsgeographie sowie Ansätzen aus der Politikwissenschaft soll der Interdependenzbegriff geschärft und operationalisiert werden. Darauf aufbauend werden konzeptionelle Überlegungen vorgestellt, die die Bedeutung zwischenstaatlicher Interdependenzen für den wirtschaftsgeographischen Globalisierungsdiskurs herausstellen. Abschließend werden bisherige Versuche beleuchtet, zwischenstaatliche Interdependenzen empirisch zu erfassen, um die Soziale Netzwerkanalyse als geeignete Methode zur Erfassung zwischenstaatlicher Interdependenzen zu diskutieren.