Der Bedarf an (hochqualifizierten) Fachkräften in Deutschland in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ist hoch und wird nicht zuletzt auf Grund des demografischen Wandels und der technologischen und ökologischen Transformationen des Arbeitsmarktes in Zukunft weiter stark ansteigen. Eine nachhaltige Sicherung des Fachkräftenachwuchses kann u. a. dadurch realisiert werden, mehr Frauen - auch schon frühzeitig - für MINT-Themen und respektive MINT-Berufe zu begeistern, die berufliche bzw. akademische Ausbildungen in MINT-Fächern weiter attraktiv zu gestalten und in diesen Bereichen die Zuwanderung von Fachkräften zu vereinfachen. Das vorliegende IAB-Regional widmet sich dezidiert den angebotsseitigen Entwicklungen der MINT-Nachwuchssicherung in Hessen und forciert dabei die Betrachtung der drei Säulen berufliche Ausbildung, Studium von MINT-Fächern und die Zuwanderung von Personen mit MINT-Qualifikationen. Die Darlegung der Entwicklung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit in MINT-Berufen in Hessen wird hierbei bewusst ausgeklammert, da hierfür multimediale Datenanalysen von der Statistik der Bundesagentur für Arbeit bereitgestellt sind. Die jährliche Zahl neu abgeschlossener MINT-Ausbildungsverträge in Hessen ist von 2017 bis 2022 von rd. 11.700 auf 11.000 gesunken. Verglichen mit der bundesweiten Entwicklung, ist der Rückgang in Hessen mit rd. sechs Prozent jedoch niedriger (Deutschland: rd. -11 %). Die Geschlechterlücke ist bei der beruflichen Ausbildung im MINT-Bereich besonders deutlich: Nur knapp zwölf Prozent aller neu abgeschlossenen MINT-Ausbildungsverträge in Hessen wurden 2022 von Frauen unterzeichnet. Die Anteile der erfolgreichen Abschlussprüfungen in MINTBerufen an allen Abschlussprüfungen sind in den letzten Jahren gestiegen. In den MINT-Studiengängen ist die Anzahl der Erstimmatrikulationen zwischen 2015 und 2022 an hessischen Universitäten und Fachhochschulen zwar zurückgegangen, dennoch ist in Hessen das Studium von MINT-Fächern weiterhin sehr beliebt. Im Jahr 2022 schrieben sich rd. 25.100 Personen für einen MINT-Studiengang ein (davon rd. 38 % Frauen). Informatik stand hierbei an erster Stelle, gefolgt von Mathematik bei den Frauen und Maschinenbau/Verfahrenstechnik bei den Männern. Eine große Herausforderung der akademischen MINT-Ausbildung ist die hohe Zahl an Abbrüchen, die - je nach Studiengang - bis zu 50 Prozent beträgt. Die dritte Säule der angebotsseitigen Nachwuchssicherung stellt die Zuwanderung von Personen mit MINT-Qualifikationen dar. Der Beschäftigungsaufbau in MINT-Berufen durch Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit ist im Zeitraum 2013 bis 2023 in Hessen im Verhältnis zur Gesamtentwicklung in diesen Berufen überproportional gewachsen - sowohl in akademischen als auch nicht-akademischen MINT-Berufen. Erstere kommen vor allem aus Drittstaaten, während die Herkunftsländer von Beschäftigten in nicht-akademischen MINT-Berufen vor allem innerhalb der EU (ohne Deutschland) liegen.