Neue Entwicklungen auf dem Markt für die Übertragung mittelständischer Unternehmen
Der Generationswechsel im Mittelstand wird bereits seit mehreren Jahren in der Fachliteratur thematisiert und findet auch in der Öffentlichkeit große Beachtung. Ein Grund hierfür ist, dass durch unzureichend vorbereitete und oftmals zu spät oder nicht realisierte Unternehmensübergaben Arbeitsplätze verloren gehen. Die vorliegende Untersuchung hat daher die Schätzung der Zahl der Unternehmensübertragungen in Deutschland aus dem Jahr 1995 für den Zeitraum 1999 bis 2004 aktualisiert. Es wird von voraussichtlich 76.000 Übertragungen pro Jahr in diesem Zeitraum ausgegangen, wovon ca. 966.000 Beschäftigte betroffen sind. Im zweiten Teil der Studie wird der Markt für Unternehmensübertragungen im Spiegel der Marktakteure untersucht und der Hypothese eines partiellen Marktversagens nachgegangen. Hierzu werden die Ergebnisse einer Befragung von Unternehmensberatern, Unternehmern und Nachfolgern analysiert. Die Befragung der Unternehmensberater gibt dabei Aufschluss über Push- und Pull-Faktoren, die dazu führen, dass Eigentümer ihre Nachfolge selbst regeln. So haben schwerpunktmäßig mittlere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 5 Millionen DM und mehr das Beratungsangebot der befragten Berater in Anspruch genommen, um sich für die Regelung der eigenen Nachfolge den erforderlichen Sachverstand einzuholen (Pull-Faktor). Demgegenüber sind bei kleinen Unternehmen die Hemmschwellen für die Inanspruchnahme von Beratungsleistungen höher, was dazu führt, dass die Regelung der Nachfolge hinausgezögert wird. Dies hat wiederum zur Folge, dass die Unternehmen häufig erst in einer Not- bzw. Drucksituation die Regelung der Nachfolge in Angriff nehmen (Push-Faktor). Mit der Regelung der Nachfolge ist der Prozess der Nachfolge jedoch noch nicht abgeschlossen - wie die Untersuchung belegt. Denn der Verlauf der Übernahme wird stark von der Art der vorherigen Unternehmensübertragung beeinflusst. Riskante Nachfolgen ergeben sich nicht nur bei ungeplanten Übertragungsfällen, sondern auch dann, wenn der Alteigentümer die Nachfolgeregelung hinauszögert, da in diesen Fällen i.d.R. erforderliche Investitionen unterlassen werden. Im dritten Teil der Untersuchung werden schließlich neue (institutionelle) Entwicklungen zur Schaffung eines funktionierenden Marktes für die Übertragung mittelständischer Unternehmen vorgestellt. Die Analyse weist eine zunehmende Vernetzung der institutionellen Beratungsangebote im Umfeld der Unternehmensnachfolge durch Netzwerke bzw. Kooperationen nach. Die Leistungsangebote dieser institutionellen Initiativen richten sich dabei vornehmlich an kleine Unternehmen, die vom marktwirtschaftlichen Beratungsangebot bislang nicht erfasst wurden. Die Autoren empfehlen eine stärkere Verzahnung der privaten mit den institutionellen Leistungsangeboten, um die Funktionsfähigkeit des Marktes für die Übertragung mittelständischer Unternehmen noch weiter zu verbessern.