Sommer 2023 : Aufschwung verzögert sich in Deutschland
Torsten Schmidt, György Barabas, Niklas Benner, Boris Blagov, Maximilian Dirks, Daniela Grozea-Helmenstein, NiklasIsaak, Robin Jessen, Florian Kirsch, Clara Krause, Philip Schacht und Klaus Weyerstraß
Das BIP stagnierte im zweiten Quartal. Damit wurde der Rückgang der Produktion des Winterhalbjahres zwar gestoppt, der noch im Sommer erwartete Aufschwung blieb aber aus. Ursache dafür sind vor allem die rückläufigen Exporte. Der Konsum und die Investitionen wurden nicht oder nur schwach ausgeweitet. Diese Nachfrageschwäche ging mit einem kräftigen Rückgang der Wertschöpfung im konsumnahen Gastgewerbe, der Energie- und Wasserversorgung und der energieintensiven Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe einher. Die Hoffnung, dass die Wirtschaftsaktivität in der zweiten Jahreshälfte an Fahrt gewinnt, hat sich inzwischen zerschlagen. Vielmehr ist zu erwarten, dass sich die konjunkturellen Hemmnisse nur nach und nach verringern. So werden die Unternehmen nur dann bereit sein, in Deutschland zu investieren, wenn sich die Rahmenbedingungen deutlich verbessern. Die privaten Haushalte werden erst dann ihre Ausgaben deutlich steigern, wenn sie einen Anstieg der real verfügbaren Einkommen spüren. Voraussetzung dafür ist, dass die Teuerungsraten wieder auf das normale Maß zurückgeführt werden. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass die Wirtschaftsleistung bis zum Ende dieses Jahres schwach bleibt. Erst im kommenden Jahr dürften die real verfügbaren Einkommen deutlicher steigen, sodass die Haushalte ihre Konsumzurückhaltung nach und nach aufgeben. Die rückläufigen Inflationsraten dürften der EZB den Spielraum eröffnen, die Zinsen wieder zu senken. Auch die Unternehmen dürften ihre Investitionsnachfrage steigern. Im Jahresdurchschnitt dürfte das BIP in diesem Jahr um 0,6% zurückgehen. Im Jahr 2024 wird das BIP wohl um 1,1% und im Jahr 2025 um 1,7% ausgeweitet werden. Bislang hatte sich der deutsche Arbeitsmarkt als sehr krisenfest erwiesen, jedoch zeigte sich im zweiten Quartal 2023 eine Verlangsamung der sonst robusten Entwicklung der Beschäftigung. Über den Prognosezeitraum ist darüber hinaus abzusehen, dass durch die demografische Entwicklung der Druck auf den Arbeitsmarkt steigt. Gleichzeitig dürfte die Arbeitslosenquote dadurch in den kommenden Jahren von 5,6% (2023) über 5,5% (2024) auf 5,3% (2025) sinken. Die Teuerungsrate ist zwar seit Jahresbeginn deutlich gefallen, sie ist aber immer noch sehr hoch. Die anhaltende konjunkturelle Schwäche und die sinkenden Importpreise dürften dazu führen, dass die Unternehmen ihre Preise seltener anheben. Insgesamt erwarten wir, dass die Preise in diesem Jahr mit 6,0% noch einmal recht stark angehoben werden. Im kommenden Jahr geht die Teuerung dann auf 2,5% und im Jahr 2025 auf 2,1% zurück. Aufgrund des Wegfalls von Maßnahmen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sowie und den erhöhten Energiepreisen Energiepreisen ist die Finanzpolitik in diesem und im kommenden Jahr restriktiv ausgerichtet. 2025 dürfte sie neutral ausgerichtet sein. Das Finanzierungsdefizit der öffentlichen Haushalte im laufenden Jahr dürfte - nach knapp 97 Mrd. Euro im Jahr 2022 - auf knapp 69 Mrd. Euro zurückgehen.
Year of publication: |
2023
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Authors: | Schmidt, Torsten ; Barabas, György ; Benner, Niklas ; Blagov, Boris ; Dirks, Maximilian W. ; Grozea-Helmenstein, Daniela ; Isaak, Niklas ; Jessen, Robin ; Kirsch, Florian ; Krause, Clara ; Schacht, Philip ; Weyerstrass, Klaus |
Published in: |
RWI Konjunkturberichte. - Essen : RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V., ISSN 1861-6305, ZDB-ID 2871417-9. - Vol. 74.2023, 3, p. 5-39
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