Steuern im Wandel der Zeit : man soll die Henne nicht schlachten, die die goldenen Eier legt!
von W. Edelfried Schneider; Lukas Karrenbrock
Die über 5.000 Jahre alte Geschichte der Steuererhebung zeigt, dass vieles von dem, was heute praktiziert oder debattiert wird, schon einmal da gewesen ist. So kannte man schon im alten Ägypten eine Sollertragsteuer. Ebenso gab es in Preußen in bestimmten Territorien eine Doppelbesteuerung mit Klassensteuer und Mahl- und Schlachtsteuer, obwohl grundsätzlich die Klassensteuer nur in den Städten und die Mahl- und Schlachtsteuer in den ländlichen Gebieten erhoben wurde, sich diese also gegenseitig ausschließen sollten. Der gegenwärtige Trend einer weitreichenden "Steuer(er)findung" führt zu einer kumulierten Steuerlast, die nur noch schwierig zu überblicken ist. Dabei ist jedoch zu bedenken, was schon der Reichsfinanzminister Matthias Erzberger gesagt haben soll: "Man soll die Henne nicht schlachten, die die goldenen Eier legt." Dieser Grundsatz einer "nachhaltigen Besteuerung" wird momentan insbesondere bei denjenigen Steuern nicht beachtet, die auf die Einkommensverwendung erhoben werden. Dieser Beitrag der Schriftenreihe skizziert nach einem kurzen Abriss der Historie der Steuererhebung die gegenwärtige Lage der kumulativen Steuerbelastung. Dabei werden auch deren Grenzen aufgezeigt, die durch das Prinzip der Besteuerung nach der individuellen Leistungsfähigkeit bestehen. Nachdem ausgewählte aktuelle Beispiele zur "Steuer(er)findung" erörtert worden sind, wird auf den Steuerreformbedarf und Steuerreformmodelle eingegangen.