Trade credit theories and panel data analysis of the effect of financial distress on trade credit
Die betriebliche Finanzierung mittels Handelskredit bringt mehrere Vorteile mit sich. Zum Beispiel können auf der Verkäuferseite Umsätze stimuliert werden und auf der Käuferseite notwendige Finanzierungen leichter getätigt werden, besonders dann wenn andere Finanzierungsquellen wie Bankkredite erschöpft sind. Die Handelskreditfinanzierung kann weiters Informationsasymmetrien zwischen Handelskreditnehmer und -geber reduzieren, weil Käufer und Verkäufer meist häufiger in Geschäftskontakt treten als Banken mit Kreditnehmern. Handelskreditgeber kennen oft das Gewerbe besser und können somit speziell mittels Soft-Facts die Geschäftslage und Kreditwürdigkeit ihrer Geschäftspartner bzw. Handelskreditnehmer besser als Banken einschätzen. Die Handelskreditfinanzierung birgt natürlich aber auch Risiken und Kosten für den Handelskreditgeber. Zum Beispiel aus Zahlungsverzögerungen und Totalausfällen bei Konkurs eines Schuldners, speziell wenn das gelieferte Gut bereits weiterverarbeitet wurde oder verderblich ist. Die Literatur zeigt dass Firmen mehr Handelskredit verwenden wenn alternative Finanzierungsquellen versiegt sind. Empirische Untersuchungen von Preve (2004) zeigen weiters dass amerikanische Unternehmen mit finanziellen „Problemen“ (financial distress) relativ mehr Handelskredit verwenden. Diese Erkenntnis wird durch die vorliegende Arbeit mittels empirischer Untersuchung eines Panels von 11 Jahren von Firmen der Europäischen Währungsunion belegt. Weiters werden in dieser Arbeit der Substitutionseffekt und die Bedeutung der Firmengröße auf den Handelskreditgebrauch bei finanziellen Problemen getestet. Die Resultate zeigen, dass europäische Firmen mit finanziellen Problemen dazu tendieren Eigenkapital mit Handelskredit zu substituieren, was die Erkenntnisse von Preve (2004) bestätigt. Die vorliegende Arbeit kann jedoch nicht die Substituierung von Finanzschulden untermauern. Dies kann damit begründet werden, dass Modelle von Preve (2004) verwendet werden. Folglich passen diese nicht gut für Firmen der Europäischen Währungsunion, wie gezeigt durch die Regressionen dieser Arbeit, welche sehr niedrige Bestimmtheitsmaße aufweisen. Eine alternative Interpretation des Resultats ist, dass Europäische Banken Europäische Firmen trotz „financial distress“ mit mehr Bankkredit versorgen. Die Ergebnisse zeigen weiters, dass relativ große und kleine Firmen mehr Handelskredit verwenden, wenn sie finanzielle Probleme haben. Im Gegensatz zu Preve (2004) zeigen die Resultate jedoch keine klare Tendenz ob große oder kleine Firmen mehr Handelskredit verwenden. Generell sind die Erkenntnisse dieser Arbeit aber nicht nur aufgrund geringer R2’s, sondern auch durch die teilweise zweideutigen Ergebnisse bzw. einzelne nicht signifikante Koeffizienten je nach dem welche „Cluster-“ und „absorbing“ Spezifikationen verwendet werden, mit Vorsicht zu genießen. Ein Grund warum die Ergebnisse teilweise widersprüchlich sind, ist die Verwendung von „US-Modellen“, die offenbar nicht gut für Firmen der Europäischen Währungsunion geeignet sind. Folglich ist das Resultat, dass in der EWU im Vergleich zu den USA deutlich mehr Handelskredit verwendet wird entweder zufällig passiert oder durch andere hier nicht betrachtete Faktoren verursacht worden. Weitere Deutungen der vorliegenden Ergebnisse sind dass das Finanzierungsverhalten von US und EWU Firmen unterschiedlich ist, dass es Unterschiede im Kreditorenschutz gibt und dass die Ergebnisse auf unterschiedliche Finanzierungsverhalten aber auch eventuell unterschiedliche Bilanzierungsstandards zurückzuführen sind. Als Implikation sind Modelle nicht auf alle Länder bzw. Finanzsysteme anwendbar.
Year of publication: |
2009
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Authors: | Bitter, Markus |
Subject: | Investition, Finanzierung |
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