Unternehmensmitbestimmung und die sozialökologische Transformation : Zusammenhang zwischen Mitbestimmungsindex und ESG-Kriterien in börsennotierten Unternehmen
Robert Scholz
Die Bundesregierung will Geflüchtete noch schneller in Arbeit bringen - auch dies könnte mit zur Lösung des Arbeits- und Fachkräftemangels beitragen. Der Wochenbericht untersucht, wie Geflüchtete über die Zeit in den Arbeitsmarkt in Deutschland finden, in welcher beruflichen Position sie dort beschäftigt sind und welche Faktoren eine Fach- gegenüber einer Hilfskrafttätigkeit beeinflussen. Die Analyse zeigt: Die Erwerbsbeteiligung von Geflüchteten - vor allem im Hilfsund Fachkrafttätigkeitsfeld - nahm von 2016 bis 2020 zu. Geflüchtete steigen zum einen über die Zeit zunehmend als Fachkräfte ein und wechseln zum anderen auch von Hilfs-zu Fachkrafttätigkeiten. So arbeiteten 2020 die meisten erwerbstätigen Geflüchteten als Fachkraft. Triebfedern für eine Platzierung als Fachkraft und einen Aufstieg in eine solche Position sind Qualifikationen, wie mitgebrachte Bildungsabschlüsse, der deutsche Spracherwerb und das Erlangen deutscher Bildungsabschlüsse. Schlüssel für eine gelungene Integration sind also die bekannten Faktoren. Das vielfältige Angebot an Sprachlernmöglichkeiten und beruflicher Aus- und Weiterbildung sollte daher aufrechterhalten und von den Geflüchteten effizient genutzt werden, denn es zahlt sich in Form höherer beruflicher Positionierung aus.Die Frage, wie sich Frauen und Männer in Partnerschaften die unbezahlte Sorgearbeit aufteilen, entscheidet mit über die Gleichberechtigung der Geschlechter. Eine große Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Erwerbstätigkeit von Frauen. Vor diesem Hintergrund analysiert dieser Bericht mit einem Fokus auf Paare, die in den Jahren 2013 bis 2020 - meist 2015 und 2016 - nach Deutschland geflüchtet sind, die Aufteilung von Tätigkeiten wie Hausarbeit und Kinderbetreuung in Abhängigkeit verschiedener Erwerbskonstellationen. Auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) werden geflüchtete Paare sowie solche mit und ohne Migrationshintergrund miteinander verglichen. Demnach verringert sich insbesondere bei geflüchteten Paaren der Gender Care Gap, wenn sowohl der Mann als auch die Frau erwerbstätig sind. Ist die Frau gleich viele Stunden erwerbstätig wie der Mann oder sogar mehr und hat sie eine höhere berufliche Positionierung, trägt dies ebenfalls dazu bei, den Gender Care Gap zu reduzieren. Die Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung gezielter Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen zur Integration geflüchteter Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Entsprechende Angebote sollte die Politik aufrechterhalten und weiterentwickeln.- Untermauert durch den gesellschaftlichen Diskurs sowie Initiativen in der Politik und an den Finanzmärkten wird Nachhaltigkeit in der Unternehmenspolitik immer wichtiger. Gesetze zu den Berichtspflichten und den Details, wie konkret berichtet werden muss, sind in Arbeit. - Nachhaltigkeit ist schwer zu messen. Die meisten Bewertungssysteme, die Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitspraktiken beurteilen, bauen auf der ESG-Systematik auf. ESG steht für Environment, Social und Governance, das heißt, es werden Aspekte aus den Bereichen Umwelt, Soziales sowie Unternehmenssteuerung und -kontrolle erfasst. - Die Analyse zeigt, dass es einen starken positiven Zusammenhang zwischen den MB-ix-Werten und den ESG-Daten von Refinitiv gibt, auch wenn man die Kontrollvariablen Größe (Marktkapitalisierung) und Shareholder-Value-Orientierung (Streubesitz) mit einbezieht. - Der Zusammenhang zwischen Mitbestimmung und Nachhaltigkeit ist schwächer als der zwischen Unternehmensgröße und Nachhaltigkeit, aber stärker als die Verbindung zwischen Mitbestimmung und Streubesitz: Ein durchschnittliches Unternehmen mit 100 MB-ix-Punkten hat einen im Durchschnitt 18,9 Prozentpunkte höheren ESG-Score gegenüber einem durchschnittlichen Unternehmen mit einem MB-ix von null. - Es gibt einen positiven Zusammenhang zwischen der Mitbestimmung und den Bewertungen im Bereich "S" in ESG. Nicht nur die Einhaltung der Menschenrechte und die Kategorie Arbeitskräfte (Workforce) werden durch die Mitbestimmung positiv beeinflusst, sondern auch die Produktverantwortung und die Wirkung auf das Gemeinwesen (Community). Bemerkenswert ist auch, dass es sowohl einen positiven Zusammenhang zwischen der Mitbestimmung und sämtlichen Umweltdimensionen ("E") gibt als auch zwischen Mitbestimmung und der CSR-Strategie (in "G"). Das ist ein Beleg dafür, dass die ökologische Transformation einer sozial nachhaltig ausgerichteten Unternehmenspolitik nicht widerspricht.
Year of publication: |
[2023]
|
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Authors: | Scholz, Robert |
Publisher: |
Düsseldorf : Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung |
Saved in:
freely available
Extent: | 1 Online-Ressource (17 Seiten) Diagramme |
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Series: | Mitbestimmungsreport. - Düsseldorf : Hans-Böckler-Stiftung, ISSN 2364-0413, ZDB-ID 2921310-1. - Vol. Nr. 79 (12.2023) |
Type of publication: | Book / Working Paper |
Type of publication (narrower categories): | Graue Literatur ; Non-commercial literature |
Language: | German |
Other identifiers: | hdl:10419/281038 [Handle] |
Source: | ECONIS - Online Catalogue of the ZBW |
Persistent link: https://www.econbiz.de/10014437990
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