USA, China, Indien : droht ein globaler Abwertungswettlauf?
Andreas Rees, Markus Taube, Bernd Kempa, Georg Erber
Immer mehr Länder beginnen, ihre Währung aktiv zu schwächen oder eine Schwäche in Kauf zu nehmen. Droht ein Abwertungswettlauf? Andreas Rees, UniCredit, plädiert für ein neues, multipolares Währungssystem, das die Dominanz des US-Dollars beseitigt. Dann wären der Finanzierung von Leistungsbilanzdefiziten Grenzen gesetzt. Abwertungswettläufe ließen sich zwar auch dann nicht vollständig ausschließen, aber das Gleichgewicht der Kräfte dürfte zumindest für mehr Stabilität sorgen. Markus Taube, Universität Duisburg-Essen, unterstreicht, dass die institutionelle Ausgestaltung des chinesischen Wechselkursregimes der chinesischen Regierung ein breites Spektrum zur Einflussnahme auf die ökonomische Entwicklung im Land bietet. Da oberste Priorität der chinesischen Wirtschaftspolitik die Förderung struktureller Wandlungsprozesse in der chinesischen Volkswirtschaft sei, verliere eine wirtschaftspolitisch motivierte Schwächung des Außenwertes des Renminbi zunehmend an ökonomischer Rationalität. Denn mit der Bereitschaft der chinesischen Regierung, den Wachstumsmotor der chinesischen Volkswirtschaft in die binnenmarktorientierten Zentralprovinzen zu verlagern, wachse die Notwendigkeit einer weiteren Flexibilisierung und Aufwertung des Wechselkurses. Für Bernd Kempa, Universität Münster, hängt die Frage, ob die gegenwärtige Situation in einen Abwertungswettlauf münden kann, entscheidend von dem zukünftigen Verhalten der amerikanischen sowie der chinesischen Notenbank ab. Er stuft die Gefahr einer weiteren Eskalation des Währungskonflikts aber als minimal ein. Georg Erber, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, sieht derzeit noch keine Änderung im Verhalten der chinesischen Führung - und damit die Fortführung der Unterbewertung der chinesischen Währung. Die EU sollte vor allem ein starkes Interesse haben, dass es nicht innerhalb weniger Jahre zu ähnlich starken Ungleichgewichten in der Leistungsbilanz zwischen China und den EU-Mitgliedstaaten kommt, wie sie zwischen China und den USA existieren.
Year of publication: |
2010
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Authors: | Rees, Andreas ; Taube, Markus ; Kempa, Bernd ; Erber, Georg |
Published in: |
Ifo-Schnelldienst. - München : Ifo-Inst. für Wirtschaftsforschung, ISSN 0018-974X, ZDB-ID 2185180. - Vol. 63.2010, 22 (26.11.), p. 3-17
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