Deutschland wurde in der nahen Vergangenheit von zahlreichen Extremwetterereignissen getroffen: Die Flusshochwasser an der Elbe 2002 und 2013 sowie an der Donau 2013, die Hitzewellen in den Jahren 2018, 2019 und 2022 verbunden mit Dürre sowie der Starkregen und die Sturzfluten im Jahr 2021 im Ahrtal und dem südlichen NordrheinWestfalen haben deutlich gemacht, dass die Folgen des Klimawandels auch in Deutschland zu spüren sind (Trenczek et al. 2022b). Extremwetterereignisse wie v. a. Hitze, Dürre, Starkregen und Flusshochwasser werden durch den Klimawandel in Zukunft sehr wahrscheinlich häufiger und intensiver auftreten (Brienen et al. 2020; Lange et al. 2020; IPCC 2021). Damit einhergehend werden die Schäden zunehmen, welche diese Extremwettereignisse mit sich bringen und dadurch unmittelbar auf Gesellschaft, Umwelt und die Wirtschaft Einfluss nehmen. Um auf die zunehmenden Folgen der Klimaveränderung angemessen reagieren zu können, helfen unterschiedliche Instrumente, Methoden und Modelle zur Entscheidungsunterstützung. Mit ihnen wird eine zielgerichtete Politikgestaltung möglich. Die monetären Folgen des Klimawandels sind dabei nur ein Ergebnis, welches bei der Ausgestaltung der Anpassungspolitik berücksichtigt werden sollte. Mit dem Berichtswesen zur deutschen Anpassungsstrategie sowie der Vulnerabilitätsstudie bzw. Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 (KWRA 2021) für Deutschland liegen Einschätzungen dazu vor, mit welchen unmittelbaren Risiken des Klimawandels Deutschland in Zukunft konfrontiert sein wird. Gleichzeitig werden auch Möglichkeiten aufgezeigt, wie diesen Risiken mit Anpassungen an den Klimawandel begegnet werden kann. Die KWRA 2021 liefert somit eine qualitative Einschätzung zu Klimarisiken, Anpassungskapazitäten und Handlungserfordernissen nach verschiedenen Handlungsfeldern. An dieser Stelle setzt die Analyse der vorliegenden Studie an. Ziel des Vorhabens „Kosten durch Klimawandelfolgen in Deutschland“, in dessen Kontext die vorliegende Studie erscheint, ist die detaillierte Analyse und Quantifizierung klimawandelbezogener Schadens- und Anpassungskosten in Deutschland. In dieser Studie liegt der Fokus insbesondere auf der ex-ante Untersuchung der volkswirtschaftlichen Folgekosten des Klimawandels. Im Rahmen des Vorhabens wurden bereits eine systematische Kategorisierung sowie Priorisierung der Kostendimensionen von Klimaschäden (Hirschfeld et al. 2021b; Hirschfeld et al. 2021a), eine Übersicht über vergangene Extremwetterschäden (Trenczek et al. 2022b) sowie zwei Detailuntersuchungen zu den Hitzesommern 2018 und 2019 (Trenczek et al. 2022c) und zu den Sturzfluten 2021 (Trenczek et al. 2022a) erarbeitet. Mit einer modellbasierten Untersuchung wird im Folgenden der Frage nachgegangen, mit welchen volkswirtschaftlichen Kosten die deutsche Volkswirtschaft in der Zukunft bei unterschiedlichen Klimawandel-Entwicklungsszenarien (schwach, mittel und stark) rechnen muss. Die Analyse umfasst sowohl die Schadens- als auch die Anpassungskosten. Die volkswirtschaftlichen Folgekosten umfassen dabei nicht nur die reinen direkten Folgekosten durch Klimawandel, sondern auch die indirekten und induzierten Folgekosten. So können unterschiedliche Wirkmechanismen und Zusammenhänge in einer Volkswirtschaft in einem makroökonomischen Modell abgebildet werden: Heiße Temperaturen und Dürre sorgen nicht nur für Ertragsausfälle in der Landwirtschaft, sondern können auch zu steigenden Preisen führen, welche wiederum an nachgelagerte Stufen wie der Nahrungsmittelindustrie weitergegeben werden und dort für steigende Kosten, höhere Preise, Anpassungen bei der Produktion und einem geänderten Konsumverhalten sorgen. Zur Analyse und Bewertung der Folgekosten des Klimawandels wird das makroökonometrische Input-Output Modell INFORGE/PANTA RHEI eingesetzt. Es gehört zur Gruppe der Input-Output basierten makroökonomischen Modelle und wird für Szenarien-Rechnungen herangezogen, in denen auf hohem sektoralen Detailgrad die Wechselwirkungen, Zweitrundeneffekte und andere Interdependenzen mit aufgezeigt werden sollen. Als zentrales Ergebnis der Untersuchung kann festgehalten werden, dass die Klimawandelfolgen hohe Kosten für Deutschland mit sich bringen werden. Besonders starken Einfluss nehmen Effekte des Klimawandels, die zu nationalen und globalen Preissteigerungen führen wie z. B. durch Ertragsausfälle in der Landwirtschaft, durch Schäden an Gebäuden und Infrastruktur infolge von Starkregen, Überschwemmungen und Flut oder durch internationale Lieferengpässe bei Zwischenprodukten und Rohstoffen. Ein starker Klimawandel führt im Vergleich zu deutlich höheren Kosten als ein mittlerer oder schwacher Klimawandel. Neben den positiven Effekten des Klimaschutzes zeigt sich auch, dass Anpassungsmaßnahmen dazu beitragen können, die möglichen Schäden und Kosten der Klimawandelfolgen zu reduzieren. Sie sollten daher für alle Klimaszenarien überwiegend als lohnend eingestuft werden. Durch den modellbedingten Fokus auf monetär bewertbare zukünftige Schäden stellen die hier vorliegenden Ergebnisse eine Untergrenze dar. Es kann davon ausgegangen werden, dass die tatsächlichen Schäden unter Berücksichtigung nicht monetärer Größen, deutlich höher ausfallen werden. Des Weiteren sind die Unsicherheiten, sowohl was den Klimawandel angeht, als auch die Szenario-Annahmen zur Bewertung der Klimawandelfolgen, zum Teil sehr hoch. Obwohl die Ergebnisse vermeintlich genaue Zahlen liefern, sind sie eher als richtungsweisend zu interpretieren. Der Bericht ist wie folgt aufgebaut: Kapitel 2 gibt einen Überblick über die Methodik, d.h. die Zielsetzung, die modellgestützte Umsetzung, die Verbindung zu den Klimaprojektionen sowie der Auswahlprozess betrachteter Klimawirkungen. In Kapitel 3 werden die zu erwartenden Folgen des Klimawandels für die deutsche Wirtschaft bis 2050 quantifiziert, wobei erst die Annahmen und anschließend die Ergebnisse detailliert nach Klimawirkungen dargestellt werden. Kapitel 4 bezieht sich auf mögliche Anpassungsmaßnahmen vor dem Hintergrund der Ergebnisse aus Kapitel 3 sowie deren Auswirkungen auf die ermittelten klimawandelbedingten Kosten. Kapitel 5 fasst die Vorgehensweise und die Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick, wo auch in Zukunft noch weiterer Forschungsbedarf besteht.