Weltmarktpatente : Strukturen und deren Veränderungen
Rainer Frietsch, Florian Köhler, Knut Blind ; Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung
Es wurde mit den "Transnationalen Patenten" ein neues Konzept zur Bewertung der technologischen Wettbewerbsfähigkeit von Volkswirtschaften vorgestellt, das eine bessere internationale Vergleichbarkeit als mit bisherigen Ansätzen zulässt. Im Gegensatz zu nationalen Anmeldungen oder beispielsweise Triade-Patenten, trägt dieser Ansatz einer deutlichen und gestiegenen Internationalisierung von Technologiemärkten Rechnung und bezieht dabei insbesondere Anmeldungen, aus den schnell wachsenden und sich dynamisch entwickelnden Märkten außerhalb der Triade-Region (USA, Europa, Japan), also insbesondere Asiens, Osteuropas und Südamerikas mit ein. Entfielen auf die Triade-Regionen im Jahr 1990 noch knapp 90% der weltweiten FuE-Ausgaben, waren es im Jahr 2004 lediglich noch gut 2/3. Die Anteile an den weltweiten Exporten lag im gleichen Jahr bei etwa 74% und bei Hightech-Exporten gar nur bei knapp 70% gegenüber jeweils mehr als 80% in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Dieser veränderten Situation auf den Weltmärkten passt sich die Patentstatistik mit dem hier verwendeten Konzept der "Transnationalen Patente" an und ist damit auch weiterhin in der Lage, als Outputindikator von Forschungsprozessen und als in die Zukunft gerichteter Indikator für Potenziale auf internationalen Technologiemärkten zu dienen. Die Verwendung geistiger Eigentumsrechte ist in Deutschland im Vergleich mit den übrigen EU-Ländern überdurchschnittlich. Insbesondere Patente, aber auch Geschmacksmuster und Marken spielen in Deutschland ein bedeutende Rolle, während die Geltendmachung von Urheberrechten deutlich seltener und auch weniger häufig als im Durchschnitt der anderen Länder von den bei der EU-weiten Innovationserhebung befragte Unternehmen genannt wurde. Ähnlich wie in anderen Ländern ist auch in Deutschland die Nutzung der formellen geistigen Eigentumsrechte durch Großunternehmen ausgeprägter als bei kleinen und mittleren Unternehmen. Bei der Entwicklung der Transnationalen Patente lässt sich nach einer Stagnationsphase, welche die auf Spitzentechnologien orientierten Länder stärker getroffen hat als andere, aktuell wieder ein leichter Anstieg der Anmeldungen feststellen. Der (ausgeprägte) Anstieg der Gesamtanmeldungen ist allerdings auf die Ausweitung der Aktivitäten insbesondere der asiatischen Länder (Japan, Korea, China) und auf Kanada zurückzuführen. Die traditionellen Industrienationen wachsen weniger schnell. Deutschland kann sich weiterhin gut behaupten und Deutschlands Profil ist im internationalen Vergleich nahezu einzigartig - gewisse Ähnlichkeiten zur Schweiz und zu Japan bestehen. Die ausgeprägte Orientierung auf "hochwertige Technologien" dürfte ein zentraler Schlüssel zum deutschen Außenhandelserfolg sein. Bei Spitzentechnologien - in erster Linie IuK - ist die Zahl der Akteure und damit der Konkurrenten wesentlich ausgeprägter. Es zeigt sich, dass in Deutschland die Anteile von Erfinderinnen deutlich niedriger sind als in anderen Vergleichsländern. Zwar ist auch hier eine Dynamik festzustellen, die Wachstumsraten in anderen Ländern waren in der jüngeren Vergangenheit jedoch häufig höher. Die niedrigen Anteile lassen sich in erster Linie durch die Strukturen und technologischen Profile erklären. Im Maschinen- und Fahrzeugbau - wo Deutschland eine Vielzahl seiner Patente anmeldet - sind die Anteile von Frauen sehr niedrig, während sie in den Bereichen Chemie, Pharma und Biotechnologie überdurchschnittlich sind. Neben dieser Erklärung können die Betreuungsmöglichkeiten von Kindern und die häufig in Ländern mit hohen Erfinderinnen-Quoten niedrigeren Entgelte von Forscherinnen und Forscher als weitere Gründe angeführt werden.