Trotz der Konjunkturflaute in den Ländern der EU-15 und der Aufwertungen in einigen Ländern verzeichneten die mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL) 2005 wieder ein robustes Wachstum. In den neuen EU-Ländern wurde es primär durch die Exportexpansion, in den anderen MOEL vor allem durch den boomenden Konsum getragen. Die Wirtschaftserfolge der neuen EU-Länder, aber auch der Beitrittsländer Bulgarien und Rumänien basieren im Wesentlichen auf der erfolgreichen Umstrukturierung dank massiver Zuflüsse von ausländischen Direktinvestitionen. In den westlichen Balkanländern verbessern sich die politische Stabilität und die Aussichten für die EU Integration zusehends, während Russland und die Ukraine nach wie vor von der Konjunktur auf dem Weltmarkt für Energie und Metalle abhängig sind. Nachdem die Umstrukturierung der Industrie weitgehend abgeschlossen ist, trat erstmals eine leichte Entspannung auf dem Arbeitsmarkt der neuen EU-Länder ein. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit in Südosteuropa jedoch weiterhin sehr hoch und dürfte durch die bevorstehenden Umstrukturierungsmaßnahmen sogar noch steigen. Obwohl die Exporte einiger neuer EU-Staaten dank der Verbesserung der Produktqualität kräftig expandieren, bleibt ihre Außenposition wegen der Gewinne aus den Direktinvestitionen stark defizitär. In Südosteuropa hat der Konsumboom eine rasante Zunahme der privaten Auslandsverschuldung zur Folge. Mit der erwarteten leichten Belebung der Konjunktur in der EU-15 und der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der neuen EU-Länder wird sich das robuste Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren fortsetzen und nach wie vor um 2 bis 3 Prozentpunkte über der Rate in Westeuropa liegen. Die jüngsten Erfolge in der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte drückten das Budgetdefizit der meisten Länder unter die Maastricht-Marke von 3% für den Eintritt in die Währungsunion. Die verhältnismäßig hohe Inflation könnte sich aber in mehreren Fällen als problematisch erweisen. Slowenien wird somit voraussichtlich als einziges neues EU-Land die gemeinsame Währung bereits Anfang 2007 übernehmen. In den EU-Beitrittsländern Bulgarien und Rumänien ist mit einer Fortsetzung der derzeitigen Trends zu rechnen. Die Aussichten für die anderen Länder Südosteuropas hängen entscheidend von der Bewältigung mehrerer politischer und institutioneller Probleme ab. Zunehmend werden hier die Zuflüsse an ausländischen Direktinvestitionen die ausländische Finanzhilfe für Sicherheitsversorgung, Wiederaufbau und Einkommensunterstützung ersetzen. Die Erwartung eines weiterhin hohen Rohölpreises und die Festigung der politischen Stabilität lassen für Russland auch in den kommenden Jahren ein Wirtschaftswachstum von 6% erwarten. Dagegen sind selbst die kurzfristigen Aussichten für die Ukraine mit einer Reihe von großen Unsicherheiten etwa bezüglich der politischen Stabilität und der Energiepreisentwicklung behaftet.