Zertifizierung und Innovation im Wertpapieremissionsgeschäft : eine informationsökonomische Analyse

Im internationalen Vergleich sind starke Unterschiede in der Finanzierung von Unternehmensinvestitionen festzustellen, die sich vor allem in der unterschiedlich starken Bedeutung von Bank- und Kapitalmarktfinanzierungen niederschlagen. Während in den angelsächsischen Ländern auf gut entwickelten Kapitalmärkten eine Vielzahl von Finanzierungsinstrumenten gehandelt werden, ist in Deutschland der Markt für Neuemissionen nach einer kurzen Phase der Börseneuphorie dramatisch eingebrochen und auch der Markt für Unternehmensanleihen ist wenig entwickelt. Insbesondere mittelständische Unternehmen unterhalten in der Regel langjährige Geschäftsbeziehungen zu ihrer Hausbank, und der klassische Bankkredit ist neben der Innenfinanzierung aus einbehaltenen Gewinnen die wichtigste Kapitalquelle der Unternehmen. Gegenstand dieser Arbeit ist die Frage, inwieweit die Ausgestaltung des Bankensystems Auswirkungen auf die den Unternehmen in einem Finanzsystem zur Verfügung stehenden Finanzierungsalternativen hat. Hierbei steht vor allem die Frage der zulässigen Bankdienstleistungen, d. h. die Ausgestaltung des Bankensystems als Universalbanken- oder Trennbankensystem, im Vordergrund. Aktueller Anlass für diese Fragestellung ist die Aufhebung des Trennbankensystems in den Vereinigten Staaten. Die modelltheoretische Analyse liefert wichtige Erkenntnisse über die unterschiedlichen Leistungen von spezialisierten Finanzintermediären und von Universalbanken im Wertpapieremissionsgeschäft. Die Feststellung unterschiedlicher Leistungen bei der Überwindung von Informationsasymmetrien (Zertifizierungsfunktion) sowie bei der Entwicklung innovativer Finanzinstrumente (Innovationsfunktion) liefert einen Erklärungsansatz für die in traditionellen Universalbankensystemen wie Deutschland festzustellende schwache Entwicklung von Kapitalmärkten