Zu den Arbeitsmarktauswirkungen unterschiedlicher Energiestrukturen
"Arbeitsplatzargumente spielen in der energiepolitischen Diskussion eine große Rolle. Ziel dieses Beitrages ist es daher, einen Überblick über die Arbeitsmarktauswirkungen unterschiedlicher Energiestrukturen nach dem jetzigen Stand der Forschung zu geben. Im ersten Teil des Beitrages werden kurz die grundsätzlichen Zusammenhänge zwischen Energieverbrauch, Wirtschaftswachstum und Beschäftigung erörtert. Anhand der in der Vergangenheit beobachteten und für die Zukunft absehbaren Entwicklungstendenzen wird gezeigt, daß es keine starren Gesetzmäßigkeiten, sondern erhebliche Flexibilitäts- und Gestaltungsspielräume zwischen allen Gliedern dieser Kette gibt und daß z.B. ein tendenzieller Gleichlauf von Energieverbrauch und Wirtschaftswachstum wie in den 60er Jahren in absehbarer Zukunft kaum mehr zu erwarten sein dürfte. Im zweiten Teil werden die Beschäftigungseffekte verschiedener energiewirtschaftlicher Maßnahmen behandelt, die der Substitution eines erschöpfbaren Energieträgers durch einen anderen erschöpfbaren Energieträger, durch unerschöpfliche Energie oder durch Arbeit und Kapital sowie der effizienteren Nutzung der vorhandenen Energie dienen. Außerdem werden die gesamtwirtschaftlichen Rückwirkungen von Energieverteuerungen diskutiert. Dargestellt werden u.a. Untersuchungsergebnisse des DIW (Atom- und Kohlekraftwerke), von Henseler/Tanner (Solarkollektoren), der Prognos-AG (Gebäudeisolierung), der Porsche-AG(Langzeitauto), von Rodberg für den US-Kongreß (umfassende Energieeinsparung und Nutzung der erneuerbaren Energiequellen) und von Hudson/Jorgenson (integriertes Wachstums- und Energiemodell der USA). Alle vorliegenden Studien deuten darauf hin, daß sich Vollbeschäftigung und Wirtschaftswachstum prinzipiell mit unterschiedlichen Energiestrukturen vereinbaren lassen. Die energiewirtschaftlichen Maßnahmen zum Aufbau unterschiedlicher Energiestrukturen führen zwar zu verschiedenartigen, aber zu gesamtwirtschaftlich jeweils bedeutsamen Beschäftigungseffekten. Dies schafft Raum für andere Gesichtspunkte bei energiepolitischen Entscheidungen. Angesichts der unsicheren Energiesituation auf der einen Seite und des bis gegen 1990 noch ansteigenden und danach sinkenden Arbeitskräftepotentials auf der anderen Seite dürfte es zwekcmäßig sein, die energiepolitischen Entscheidungen zu forcieren und vor allem die arbeitsintensiven Maßnahmen zur rationelleren Energieverwendung und Nutzung der erneuerbaren Energiequellen soweit als technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar in größtmöglichem Ausmaß noch in den 80er Jahren durchzuführen. Hier bietet sich insbesondere z.B. die Gebäudeisolierung an, um möglichst rasch zugleich die Gefahr hoher Dauerarbeitslosigkeit zu bannen und erschöpfbare Energie einzusparen. Nicht näher behandelt werden konnte in diesem Beitrag der Aspekt eventueller technologiebedingter Rückwirkungen unterschiedlicher Energiestrukturen auf die Exportchancen eines exportintensiven Landes, da hierüber bisher keine Untersuchungen bekannt sind."