"Die hohen Ausgaben der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die jährlich bis zu 50 Milliarden DM ausmachen, werden zunehmend in Frage gestellt. Die Meinungen über ihre Effektivität gehen nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern auch in der Wissenschaft weit auseinander. Der Beitrag möchte Argumente, Evidenzen, Analysen und internationale Erfahrungen für eine Klärung bieten. Zunächst wird ein Überblick zum Stand der Wirkungsforschung gegeben. Der Beitrag konzentriert sich auf die noch wenigen bekannten Makrostudien, die den Einfluss der Arbeitsmarktpolitik auf regionaler oder nationaler Ebene einzuschätzen versuchen. Die verschiedenen Ansatzweisen werden aufgeführt und deren Ergebnisse resümiert. Diese sind, wie auch bei mikroökonometrischen Ansätzen, noch recht widersprüchlich und unbefriedigend. Der Beitrag plädiert daher für Makrostudien auf mittlerer, d.h. regionaler Ebene, um die bisher gänzlich vernachlässigte Implementationsebene in die Analyse mit einbeziehen zu können. Er analysiert quantitativ den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente in allen 142 Arbeitsamtsbezirken in Westdeutschland in der Zeit von 1994 bis 1997, ergänzt durch qualitative Fallstudien in drei ausgewählten Arbeitsamtsbezirken. Dabei stellt sich heraus, dass der Einsatz von Weiterbildung, Arbeitsbeschaffung und Lohnsubventionen trotz zentraler Regulierung sowohl im Niveau als auch in der Mischung der Instrumente erheblich variiert, und dies selbst nach statistischer Kontrolle von Niveau und Struktur der Arbeitslosigkeit sowie anderer - außerhalb der Arbeitsmarktpolitik liegender - Einflussgrößen. Aktive Arbeitsämter, denen es im besonderen Maße gelingt, die Langzeitarbeitslosen zu erreichen, zeichnen sich vor allem durch Kooperation mit einer professionaliiserten Trägerstruktur und durch konstruktive Einbindung der Unternehmensseite aus. Es stellt sich die Frage, ob die festgestellte große Variation im Einsatz aktiver Arbeitsmarktpolitik einen Unterschied im Erfolg zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit macht. In einer gepoolten multivariaten Regressionsanalyse werden folgende, zum Teil überraschenden, Effekte festgestellt: Weiterbildung reduziert das Niveau der Langzeitarbeitslosigkeit signifikant um einen Faktor von 0,1; eine ähnliche Wirkung ergibt sich auch für die Struktur der Langzeitarbeitslosigkeit. Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen tragen dagegen nicht signifikant und nachhaltig zum Abbau von Langzeitarbeitslosigkeit bei. Lohnsubventionen sind vor allem bei den 'langen Langzeitarbeitslosen' (über zwei Jahre) wirksam. Auch die Implementation macht einen Unterschied. So weisen Arbeitsämter mit kürzeren Weiterbildungsmaßnahmen signifikant bessere Ergebnisse auf als Arbeitsämter mit längeren Maßnahmen. Bei den Lohnsubventionen ist es umgekehrt, hier scheinen Arbeitsämter mit Maßnahmen von durchschnittlich längerer Subventionsdauer erfolgreicher zu sein als Arbeitsämter mit kürzerer Subventionsdauer. International vergleichbare Studien unterstützen diese Ergebnisse in der Tendenz und ergänzen sie um wichtige Gesichtspunkte." (Autorenreferat, IAB-Doku)