Die Preisgabe sensibler Daten im Internet
Im Zuge dieser Magisterarbeit sollte der Frage nachgegangen werden, ob diejenigen Daten, die wir freiwillig im Internet hinterlassen bzw. veröffentlichen, spezifischere Formen von Überwachung zulassen.
Dies wird mittels zweierlei Methoden bewerkstelligt. Auf der einen Seite soll eine umfassende Literaturrecherche und -analyse theoretische und rechtliche Grundlagen liefern, auf der anderen Seite soll eine empirische Erhebung in Form von qualitativen ExpertInneninterviews helfen, die konkretisierten Forschungsfragen zu beantworten, praxisorientierte Ansätze einzubeziehen, speziellere Aspekte zu beleuchten und das Material zu ergänzen.
Nach der Einleitung in das Thema rücken zunächst grundlegende Begriffe in den Mittelpunkt. Die Dimensionen der Daten und der Privatsphäre werden charakterisiert und historisch sowie philosophisch erörtert, um danach die Preisgabe von Daten und dahinterliegende Motive zu deuten und mit Fallbeispielen zu versehen. Ein kommunikationswissenschaftlicher Kontext wird hergestellt, wenn die partizipativen Elemente des Mediums Internet und ihre Auswirkungen auf private Rückzugsgebiete erläutert werden. Rechtliche Aspekte fließen immer wieder ein, um die Normen im Umgang mit Datenschutz und Privatsphäre zu verstehen. Im Folgenden wird die Dimension der Überwachung aus verschiedenen Perspektiven unter die Lupe genommen. Ist erst eine sinnvolle Definition gefunden, können Theorien zur Überwachungsgesellschaft und dem selbstdisziplinierenden, leistungssteigernden Panoptismus eingebracht werden. Eng verbunden mit einer Technologie werden auch die technischen, medialen Artefakte der Überwachung einbezogen. Um später den eventuellen Zugriff seitens des Staats und wirtschaftlicher Unternehmen auf freiwillig veröffentlichte Daten zu überprüfen, rücken staatliche und wirtschaftliche Überwachung in den Fokus. Erst dann werden die Vorteile, Gefahren und etwaige Auswege aus Problemsituationen beschrieben. Die qualitativen ExpertInneninterviews werden in Form von problemzentrierten Leitfadeninterviews durchgeführt.
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung besagen in Bezug auf die Hauptforschungsfrage, dass freiwillig preisgegebene Daten eine optimale Ergänzung zu anderen Formen der Datenerhebung darstellen. Da für die Verwendung bereitwillig veröffentlichte Daten keine Zustimmung erforderlich ist und sie derzeit auch keiner Zweckbindung unterliegen, stellen diese echten und genauen Daten gerade für Unternehmen einen profitablen Nutzen dar, um Marketingzwecken nachgehen zu können und Profile der KundInnen zu schärfen. Auf staatlicher Seite sieht das Unterfangen etwas problematischer aus, da die Behörden einen Rechtfertigungsgrund brauchen, um auf solche Daten zugreifen zu können. Um einen bestimmten Sachverhalt zu prüfen, ziehen aber vor allem Sicherheitsbehörden und Geheimdienste Informationen aus der „Public Intelligence“ heran. Gerade Netzwerkstrukturen lassen sich durch die Social Networks besonders gut skizzieren. Die größten Gefahren auf individueller Ebene sind, dass die Privatsphäre der Personen unbemerkt oder auch bewusst eingeschränkt wird, und diesen Nachteile widerfahren können, wenn Informationen in falsche Hände geraten. Gesellschaftlich gesehen liegen Gefahren einer Überwachung darin, dass sie in eine Verhaltensanpassung und -änderung mündet, die sich bei den Betroffenen aufgrund der potentiellen Möglichkeit, überwacht zu werden, einschleicht. Dies zieht Freiheitseinschränkungen nach sich, die einer liberalen, demokratischen Gesellschaft widersprechen. Zusätzlich kommt es zur Beweislastumkehr und zu einer gewissen Ironiefreiheit. Viele Beispiele belegen auch, dass Daten oft verloren gehen und missbraucht werden. In Diktaturen erschwert Überwachung Versuche, gegen die Machthabenden anzukämpfen.
Year of publication: |
2010
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Authors: | Rudlstorfer, Daniel |
Subject: | Kommunikation und Gesellschaft | Zeitgenössische westliche Philosophie | Datenschutzrecht |
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