Erwartungsgemäß kam es im Jahr 1998 noch nicht zu einer Trendwende auf den Seeverkehrsmärkten. Sie standen vielmehr weiter unter starkem Druck. Neben der Asien-Krise machte sich 1998 zunehmend die konjunkturelle Abschwächung in der Welt bemerkbar. Auch die ersten Monate 1999 haben wenig Aussicht eröffnet, daß es noch vor Jahresende zu einer nachhaltigen Aufwärtsbewegung kommt. Die Schwächetendenzen verbreiteten und vertierten sich im Verlauf des Jahres 1998. Nachdem die Bulkcarrier schon 1997 in ein tiefes Wellental geraten waren, kamen nun auch die bis dahin wenigstens teilweise von der konjunkturellen Abschwächung verschont gebliebenen Tanker, besonders die Großtanker, hinzu. Die Raten auf den Chartermärkten für Containerschiffe fielen weiter stark. Die dafür ausschlaggebende Ausweitung des Stellplatzangebots durch Neubauten hielt noch immer an. In der Linienschiffahrt war die Situation aufgrund der unterschiedlichen Konjunkturlage in Europa, Nordamerika und in Ost- und Südostasien stärker differenziert. Wie auf den anderen Märkten machten sich dabei die Folgen der Asien-Krise bemerkbar. Das zunehmende Ungleichgewicht zwischen den asiatischen Exporten und Importen veränderte die Richtungsbilanzen in den Hauptfahrtgebieten der Linienfahrt stark. Für die Reedereien hatte dies beträchtliche Auslastungsprobleme und Anpassungszwänge zur Folge. Allerdings konnten sie die Raten für Verschiffungen aus Asien zum Ausgleich kräftig erhöhen. Für das Jahr 1999 ist ebenfalls kaum mit einer Nachfragebelebung zu rechnen. Nach wie vor drücken Tonnageüberhänge auf die Märkte. In der Tankfahrt führte die verschärfte Politik der OPEC zum Abbau der großen Ölläger in den Verbrauchsländern und damit zunächst zum Wegfall von Ladungsangebot besonders vom Arabischen Golf. Im Frühjahr 1999 löste dies einen sehr scharfen Einbruch bei den Großtankern aus. Das künftige Verhalten der OPEC und ihr Einwirken auf die Ölnachfrage wird daher bedeutsam bleiben. Für die anderen Schiffsklassen wird es darauf ankommen, daß die Folgen der Asien-Krise rasch überwunden werden. Eine grundlegende Erholung der wichtigen Seeverkehrsmärkte ist erst nach der Jahreswende zu erwarten. Bevor auf eine spürbare und nachhaltige Verbesserung der Lage im Seeverkehr gesetzt werden kann, müssen zunächst die Angebotsüberhänge durch eine stärkere Nachfrageexpansion abgebaut werden. Zwar wird wieder mehr Tonnage verschrottet, aber die Schiffbautätigkeit verlangsamt sich nur allmählich. Die Rückkehr zu einer stabilen Entwicklung wird wohl nur auf mittlere Frist möglich sein.